Wildtier-Lexikon

Europäischer Iltis

Der Europäische Iltis gehört zur Familie der Marder und ist zunehmend gefährdet. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles über Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung des Iltis.

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Iltisse gehören zur Familie der Marder.© HPE-stock.adobe.com

Der europäische Iltis ist fast in ganz Europa verbreitet. Nur in Irland und Teilen Skandinaviens ist er nicht zu finden. Von der Weltnaturschutzorganisation IUCN wird er als "nicht gefährdet" eingestuft. Dennoch stellen Lebensraumverlust und intensive Landnutzung sowie der Straßenverkehr zunehmende Gefahren für ihn dar. In der "Roten Liste der Säugetiere" in Deutschland wird der Iltis seit 2020 als gefährdet eingestuft, ebenso in Österreich und der Schweiz.

Steckbrief

Körperlänge: Weibchen: 30 - 35 cm, Männchen: 35 - 45 cm
Gewicht: Weibchen: 650 - 850 g, Männchen: 500 - 1500 g
Lebenserwartung: 5 - 10 Jahre
Verbreitung: West-, Mittel- und Osteuropa
Lebensraum: Waldrand, Feld, Wiese, Hecke
Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Raubtiere
Familie: Marder
Gattung: Mustela
Untergattung: Iltisse
Art: Europäischer Iltis (Mustela putorius)

Der Iltis gehört zur Familie der Marder, zur Gattung "Mustela". Zu dieser Gattung gehören auch Wiesel und Nerze. Neben dem Europäischen Iltis gibt es noch zwei weitere Iltis-Unterarten: Den Steppeniltis und den Schwarzfußiltis.

Aussehen des Iltis

Das Fell des Iltis ist dunkelbraun bis schwarz, nur an der Seite schimmert helles Unterfell durch. Wie die Waschbären haben sie ein weißes Gesicht und eine dunkle Maske um die Augenpartie.

Der Körper des Iltis ist schlank gebaut und auch der Kopf ist sehr schmal. Mit einer Schulterhöhe von kaum mehr als fünf Zentimetern wirkt ihre Haltung ein wenig geduckt. Beim Laufen heben sie aber den Rücken an. Das sieht aus, als würden sie einen Buckel machen. Ihr Schwanz kann bis zu 15 Zentimeter lang werden.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Brunstzeit der Iltisse liegt zwischen März und Juni. Die Männchen bemühen sich um die Weibchen, die auch "Fähen" genannt werden. Wenn diese sich in den Nacken beißen lassen, kann es zum "Vorspiel" kommen: Durch den Biss verfallen die Fähen in die so genannte "Tragschlaffe" – ein Entspannungszustand, in dem sie völlig regungslos sind. Die Eroberer schleppen sie dann bis zu einer Stunde so herum, bevor es zur Paarung kommt.

Sechs Wochen später kommen zwischen vier und acht Junge zur Welt. Sie haben anfangs noch geschlossene Augen und weißes Fell, das erst nach einigen Wochen nachdunkelt. Mit einem Jahr ist der Nachwuchs dann selber geschlechtsreif.

Lebensweise und Verhalten

Der Iltis ist ein klassischer Einzelgänger. Er ist nachaktiv und verschläft den größten Teil des Tages in seiner Höhle, die er entweder selbst gegraben oder von einem anderen Tier übernommen hat. Manchmal finden die Erdmarder auch in Felsspalten oder anderen natürlichen Verstecken Unterschlupf.

Obwohl der Europäische Iltis auch "Waldiltis" genannt wird, ist er gar kein richtiger Waldbewohner: Er lebt vor allem an offenen Waldrändern, Feldern und Wiesen. Im Winter ziehen Iltisse oft in die Nähe menschlicher Siedlungen und verbringen die kalte Zeit in Scheunen oder anderen Unterkünften, die sie sich wie ihre anderen Höhlen mit Gras und Moosen gemütlich einrichten.

Ausgesprochenes Klettertalent hat der Iltis eher nicht. Er jagt daher auch fast ausschließlich am Boden. Seine Schwimmkünste dagegen sind bemerkenswert. Natürliche Feinde des Iltis sind größere Raubtiere wie:

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Der Iltis jagt meistens am Boden.© MEISTERFOTO-stock.adobe.com

Kommunikation des Iltis

Sobald Iltisse etwas Interessantes riechen, stellen sie sich auf, um die Witterung besser aufnehmen zu können. Der Großteil ihrer Kommunikation verläuft über den Geruchssinn. Zum Beispiel markieren sie ihre Reviere mit einen Sekret aus einer Duftdrüse am After. Mit dieser übelriechenden Substanz werden auch Feinde abgewehrt: Der Gestank, den sie bei Bedrohung ausströmen, lässt jeden Angreifer das Weite suchen. Diese Taktik hat den Iltissen auch den Namen "Stänker" eingebracht – so entstand auch die Redewendung "Stinken wie ein Iltis".

In der Brunstzeit, wenn die Männchen hinter ihren Herzensdamen her sind, kann man auch gackernde Lustlaute vernehmen.

Ernährung des Iltis

Wie viele andere Raubtiere tötet oder lähmt der Iltis seine Beute durch Genickbisse, die er dann in den Bau schleppt, aber oft nicht gleich verzehrt. Hauptsächlich sind das Ratten und Mäuse, was die Erdmarder beim Menschen als "natürliche Schädlingsbekämpfer" sehr beliebt machte.

Auf dem Menü von Iltissen stehen außerdem Frösche, Schlangen und Eier. Wenn es um das Nahrungsangebot nicht so gut bestellt ist, begnügen sie sich auch mal mit Insekten und Früchten, obwohl sie diese wegen der Beschaffenheit ihres Verdauungssystems nicht so gut verarbeiten können. Das ist nämlich nur auf Fleisch ausgelegt.

Hätten Sie's gewusst?

Das Frettchen ist eine zahme Unterart des Iltis. Ob seine Vorfahren die Europäischen Iltisse oder deren Verwandte, die Steppeniltisse sind, weiß man nicht sicher. Die ursprünglichen Frettchen haben ein helleres Fell als die wildlebenden Iltisse und rötliche Augen. Sie werden schon seit mehreren tausend Jahren gezüchtet, denn früher setzte man sie zur Hasen- und Kaninchenjagd ein. Dabei wurden die kleinen Raubtiere in den Kaninchenbau gesetzt und trieben die Kaninchen dann über einen anderen Ausgang direkt in die Hände der Jäger.

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