Wildtier-Lexikon

Rotfuchs

Obwohl sie zur Familie der Hunde gehören, haben Füchse katzenähnliche bernsteinfarbene Augen. Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Rotfuchs
Rotfüchse sind zwar vermutlich farbenblind, aber allein ihr Gehör macht dieses Handicap wieder wett© animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: 50 - 80 cm (ohne Schwanz)
  • Gewicht: 6 - 10 kg
  • Lebenserwartung: 10 - 12 Jahre
  • Verbreitung: Europa, Nord- und Zentralasien, Nordamerika, Teile Australiens
  • Lebensraum: fast alle Lebensräume
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Familie: Hunde
  • Gattung: Vulpes
  • Art: Rotfuchs (Vulpes vulpes)

 

Aussehen

Mit den zierlichen Wildhunden verbindet man als erstes den langen, buschigen Schwanz, der gut ein Drittel der Gesamtlänge ausmacht. Sie haben ein rostrotes oder hellbraunes Fell, das aber an Schnauze, Brust und Bauch in Weiß übergeht. Der Schwanz und die spitzen Ohren der Raubtiere sind dunkler gefärbt. Unterarten, die weiter im Norden leben, sind oft etwas größer und schwerer als ihre Artgenossen in den südlichen Lebensräumen. Obwohl sie zur Familie der Hunde gehören, haben sie katzenähnliche bernsteinfarbene Augen. Die Pupillen sind oval anstatt, wie bei den meisten anderen Hunden, rund. Eine Füchsin nennt man auch "Fähe", männliche Tiere heißen "Rüde".

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Paarungszeit der scheuen Vierbeiner liegt im Januar und Februar. Nicht selten kommt es vor, dass die Tiere sich jedes Jahr wieder mit demselben Partner zusammentun. Obwohl sie das restliche Jahr lang Einzelgänger sind, versorgen sie ihren Nachwuchs noch eine ganze Zeit lang zusammen und erweisen sich dabei als vorbildliche Eltern. Wenn die meist drei bis fünf Welpen nach rund 50 Tagen Tragezeit im sicheren Fuchsbau geboren werden, sind ihre Augen noch geschlossen. Der Rüde bringt der Mutter Nahrung zum Bau, und sobald die Jungen im Alter von vier bis sechs Wochen nicht mehr gesäugt werden, erhalten auch sie ihren Teil davon - anfangs aber nur in vorverdauter Form. Sie müssen sich schließlich erst an festes Futter gewöhnen. Ab September verlassen die jungen Rüden meist das elterliche Revier, die Weibchen bleiben noch ein wenig länger. Mit zehn bis elf Monaten sind die Jungtiere schließlich ausgewachsen.

Lebensweise und Verhalten

Wie schon erwähnt, sind die heimischen Raubtiere normalerweise einzeln unterwegs, und zwar vorwiegend nachts und in der Dämmerung. Sie sind sehr ortstreu, leben oft jahrlang im selben Bau. Diese Residenzen sind meist in den Boden gegrabene Gänge und haben mehrere "Notausgänge". Es kommt vor, dass ein Fuchs die Behausung von einem Dachs übernimmt oder manchmal sogar mit einem solchen "Vermieter" eine Wohngemeinschaft bildet. Einen Winterschlaf gibt es bei Füchsen nicht, schließlich müssen sie in den kalten Monaten auf Partnersuche gehen und für Nachkommen sorgen.

Sinnesleistungen

Rotfüchse sind zwar vermutlich farbenblind, aber allein ihr Gehör macht dieses Handicap wieder wett. Sie hören extrem gut und können auch sehr hohe Töne wahrnehmen, die Menschen gar nicht registrieren. Zusätzlich ist ihr Geruchssinn besonders fein: Sie erschnüffeln Gerüche bis zu 400 mal besser als wir.

Auch die Redewendung "schlauer Fuchs" kommt nicht von ungefähr: Als der Biologe Felix Labhardt einige Exemplare zu Forschungszwecken fangen wollte, wurde ihm schnell klar, dass man mehr als nur einen Köder braucht, um die listigen Vierbeiner auszutricksen. Die fanden nämlich schnell eine Möglichkeit, die Futterstücke zu stehlen, ohne dass die Falle zuschnappte. Labhardt schrieb: "Ohne Zweifel hat der Fuchs an der Falle menschliche Duftspuren wahrgenommen und war sich einer Gefahr bewusst. Und es scheint so, als ob er Einsicht in die Funktionsweise der Falle hatte, wahrscheinlich ohne eine solche je in Betrieb erlebt zu haben, und alles in der Dunkelheit der Nacht."

Kommunikation

Die Bandbreite der Fuchsverständigung ist groß. Sie keckern im Kampf und bei Bedrohungen; Jungtiere winseln, kläffen und knurren ihre Mutter an und bei der Paarung ist oft eine Art "Bellen" zu hören. Außerdem setzen sie in ihren Revieren an markanten Stellen Duftmarken oder hinterlassen Kot und Urin, um ihr Gebiet abzugrenzen. Wie unsere Haushunde verständigen sie sich natürlich auch über die Körpersprache: Ohren, Maul und Schwanzhaltung zeigen den Artgenossen ganz genau, wie die Wildhunde gerade gelaunt sind.

Ernährung

Bei der Jagd haben die Füchse wie fast alle Raubtiere eine ganz bestimmte Taktik. Sie schleichen sich an die Beute heran und springen dann auf sie zu. Eine Hetzjagd veranstalten sie dagegen weniger häufig, denn dabei haben die Vierbeiner meist das Nachsehen. Mäuse fangen sie auf ihre ganz eigene Weise: Der Fuchs springt senkrecht in die Luft und drückt das Tier beim Landen fest auf den Boden. Anschließend wird die Beute mit einem Biss in Genick oder Hals getötet oder einfach tot geschüttelt.

Bei der Wahl ihres Menüs sind die listigen Räuber nicht anspruchsvoll: Ob Wildvögel und deren Eier, Rehe, Kleinsäuger, Schnecken, Heuschrecken, Würmer oder Beeren und Früchte – kaum etwas wird verschmäht.

Hätten Sie's gewusst?

Den Fabelnamen "Reineke" hat der Fuchs aus dem niederdeutschen Epos "Reynke de vos", das im 15. Jahrhundert zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Diese Geschichte wurde dann später von einigen anderen bekannten Schriftstellern, darunter auch Goethe, aufgegriffen, abgeändert und neu verkauft.

 

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