Wildtier-Lexikon

Eisbär

Eisbären sind beeindruckende und perfekt angepasste Tiere. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles über Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung von Eisbären.

Eisbär
Eisbären haben unter ihrem weißen Fell schwarze Haut.© Outdoorsman / Fotolia

Eisbären sind faszinierende Tiere. Aber sie sind auch bedroht.

Steckbrief

Körperlänge: Weibchen: 180 - 210 cm, Männchen: 240 - 250 cm
Gewicht: Weibchen: 200 - 300 kg, Männchen: 400 - 700 kg
Lebenserwartung: 25 - 30 Jahre
Verbreitung: jenseits des nördlichen Polarkreises
Lebensraum: Packeiszone
Artbestand: Gefährdet

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Raubtiere
Familie: Bären
Gattung: Echter Bär (Ursus)
Art: Eisbär (Ursus maritimus)

Insgesamt gibt es 19 Subpopulationen von Eisbären. Sie leben in den Polarregionen der USA, Kanadas, Russlands und Norwegens sowie auf Grönland.

Aussehen

Um in dem extremen Lebensraum im Eis und Wasser der Polarregion perfekt geschützt zu sein, ist das Fell der stämmigen Riesen nicht nur besonders dicht, sondern sogar wasserabweisend. Die weiße, manchmal auch gelbstichige Fellfarbe bietet dem Polarbären in Schnee und Eis optimale Tarnung. Außerdem hat der Eisbär behaarte Fußsohlen, die ihn vor dem kalten Eisboden schützen und ihm Halt auf rutschigen Flächen geben. Zwischen den Zehen befinden sich Spannhäute, die das Paddeln in den Polarmeeren erleichtern. Seine kurzen, aber kräftigen Krallen sind bei der Jagd sehr nützlich.

Fortpflanzung und Entwicklung

Nach Ende des Winters, etwa von März bis Mai, ist die Paarungszeit der Eisbären. Das Spannende: Dann passiert erst einmal gar nichts! Bis zum Ende des Sommers herrscht die sogenannte "Keimruhe" und erst danach wird aus dem befruchteten Ei der Embryo, der dann zu wachsen beginnt. So wird sichergestellt, dass die Jungen in einer günstigen Jahreszeit geboren werden.

Von diesem Zeitpunkt an dauert die Tragezeit nur noch etwa acht Wochen. Vor der Geburt baut die Mutter eine Höhle im Schnee, in die sie sich einschneien lässt. Meist werden zwei junge Eisbären gleichzeitig geboren, die anfangs noch blind und taub sind und durchschnittlich nur 700 Gramm wiegen.

Im Alter von etwa drei Monaten verlassen die Nachkommen dann zum ersten Mal die Schneehöhle und erkunden zusammen mit ihrer Mutter die Umgebung. Besonders gegenüber ihren Artgenossen verteidigen Eisbärenmütter den Nachwuchs sehr energisch. Erst im Alter von zwei bis drei Jahren verlassen die Jungen ihre Mutter, geschlechtsreif werden sie im Alter von 5 oder 6.

Eisbär
Eisbären sind beeindruckende Tiere. © vaclav-stock.adobe.com

Lebensweise und Verhalten

Eisbären gelten als klassische Einzelgänger. Obwohl sie nur an Land jagen, sind sie exzellente Schwimmer. Bis zu zwei Minuten lang können sie tauchen. Die Raubtiere gelten als tagaktiv, auch wenn sie mehr als die Hälfte der Zeit schlafen, ruhen oder auf Beute warten.

Anders als andere Bären halten sie jedoch weder Winterruhe noch Winterschlaf, denn der Winter ist die Hauptjagdzeit für die Eisbären: Wenn das Packeis gefroren ist, können sie am besten Robben fangen, die dann nur an kleinen Atemlöchern Luft holen können. Nur trächtige Weibchen ziehen sich in eine Höhle zurück, um ihre Jungen zu gebären.

Sinnesleistungen

Besonders ausgeprägt ist der Geruchssinn der Eisbären: Mit ihrer Spürnase wittern sie unter dem Schnee versteckte Robbenhöhlen, die bis zu zwei Meter tief liegen. Der Bär trägt dann mit den Tatzen die obere Eisschicht ab, stellt sich auf die Hinterbeine und lässt sich mit den Vorderpranken solange auf die Schneedecke darunter fallen, bis der Bau einbricht. Die jungen Robben darin können so nicht mehr atmen, und der Bär gräbt seine Beute aus. Das Gehör und die Augen der Tiere sind nicht besonders gut entwickelt.

Ernährung

Als Beute bevorzugen Eisbären vor allem (Ringel-)Robben und geschwächte Walrosse, bei schlechtem Nahrungsangebot verschmähen sie aber auch Kleinsäuger, Vögel, Fische und Aas nicht. Selten fallen ihnen geschwächte Rentiere, Belugawale oder Narwale zum Opfer. In sommerlichen Hungerperioden zehren sie vom angefressenen Fettvorrat, der sie manchmal bis zum Doppelten ihres Normalgewichts zunehmen lässt.

Wenn der Eisbär auf Beutezug ist und sein "Opfer" ausgemacht hat, schleicht er sich geduckt an und tötet es durch einen Prankenhieb. Oder er schwimmt vorsichtig heran und stürzt sich dann vom Wasser aus auf sein Beutetier. Oft wurde auch beobachtet, dass die Eisbären geduldig an den Atemlöchern der Robben im Eis warten und die Beute blitzschnell packen, wenn sie zum Luftholen auftaucht.

Die Bedrohung von Eisbären

Eisbären gelten als gefährdet. Die Bedrohungen der faszinierenden Tiere sind vielfältig und reichen von Schadstoffen über Meeresverschmutzung bis zur Öl- und Gasförderung in der Arktis. Die bekannteste Gefahr für den Eisbär ist aber der Klimawandel. Forscher gehen davon aus, dass bis 2100 bereits viele Eisbärpopulationen ausgestorben sein könnten.

Eisbär nass
Das Eis in der Arktis schmilzt – zu schnell für die Eisbären. © Kirk Hewlett-stock.adobe.com

Hätten Sie's gewusst?

Eisbären haben unter ihrem weißen Fell schwarze Haut. Sie dient dazu, so viel wärmende Sonnenstrahlen wie möglich zu absorbieren und hilft den Polarbären, die extrem kalten Temperaturen in ihrem Lebensraum zu ertragen.

Außerdem gelten Eisbären mit als die intelligentesten Jäger im Tierreich: Die Raubtiere wurden dabei beobachtet, wie sie sich im Zickzackkurs und gegen den Wind an ihre Beute heranschleichen. Manchmal schieben sie sogar kleine Eisblöcke vor sich her, damit sie nicht gesehen werden. Forscher wollen auch schon Eisbären beobachtet haben, die sich beim Heranpirschen eine Tatze vor das Gesicht halten. So verhindern sie, dass die Beute in der Schneelandschaft ihre schwarzen Augen und die dunkle Nase erspäht und flieht.

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