Kaiserpinguine

Mit bis zu 300 Stundenkilometern fegt ein beißend kalter Wind über die endlose Schneewüste. Die Antarktis ist für Menschen, Pflanzen und Tiere die lebensfeindlichste Gegend der Erde. Trotzdem existiert dort eine höchst fidele Kinderstube: Aptenodytes forsteri, mit bürgerlichem Namen Kaiserpinguin, zieht im Dauerfrost seinen Nachwuchs auf. Doch selbst dort ist er vor den Auswirkungen des Menschen nicht mehr sicher.

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Der Klimawandel bedroht Tiere in der Antarktis, auch die Kaiserpinguine.© Fritz Pölkin

Dabei hat sich der "Extremist" unter den Pinguinen perfekt an den viertgrößten Kontinent angepasst. Mit bis zu 1,30 Metern und stattlichen 30 bis 40 Kilos, die wie eine natürliche Wärmedämmung wirken, erreicht er eine majestätische Statur. Keine der anderen 17 Pinguinarten kann da mithalten. Auf seiner Jagd nach Fischen und Krill taucht er bis zu 265 Meter tief, und als ob er seinen Nachwuchs von Anfang an auf die unwirtliche Umgebung einstimmen wollte, brütet er mitten im antarktischen Winter tief im Landesinneren.

Kaiserpinguin: Nach fünf Monaten sind die Babys selbstständig

Wenn die 1820 entdeckten Kaiserpinguine das ewige Eis erblicken, jagen bei minus 20 Grad klirrende Winde über sie hinweg. Die Einzelkinder werden von ihren Vätern ausgebrütet: Sie rollen das Ei auf ihre Füße und bedecken es mit einer Hautfalte, die vom Bauch herunterhängt. Um sich vor Wind und Wetter zu schützen, rücken die brütenden Männchen eng zu einem Pulk von bis zu mehreren tausend Tieren zusammen. Dabei perfektionieren sie das Rotationsverfahren: In winzigen Schritten, das Ei vorsichtig balancierend, bewegen sie sich ständig zur Seite, sodass jeder mal windgeschützt steht. Unterdessen machen sich die Weibchen nach der Eiablage auf den strapaziösen Weg zurück ins Meer, um vor allem eines zu tun: fressen. Nach acht Wochen kehren sie zur Familie zurück. Nach fünf weiteren Monaten sind die Kleinen so selbstständig, dass sie allein für sich sorgen können.

Wäre da nicht der Mensch, der den insgesamt rund 600.000 Kaiserpinguinen zunehmend an ihren orange gefärbten Kragen geht. Die Hauptprobleme sind die Überfischung und die Verschmutzung der Meere sowie der Klimawandel. Die weniger werdende Nahrung der Pinguine ist mehr und mehr mit Öl und Schwermetallen belastet. Diese Gifte lagern sich im Körper ab und beeinträchtigen die Fortpflanzung. Immer häufiger bleibt deshalb der Nachwuchs aus. Durch die Erderwärmung droht sich die Kaiserpinguin-Population laut einer Studie in der Zeitschrift "Nature Climate Change" bis zum Jahr 2100 um ein Fünftel zu reduzieren. Fatal wirkt an einigen Stellen auch der wachsende Tourismus: Trotz strikter Verhaltensregeln scheuchen die jährlich über 7.000 Besucher der Antarktis immer wieder brütende Tiere auf und werfen achtlos Müll in die Wildnis.

Kaiserpinguin: Klimawandel bedroht Tiere in der Antarktis

Was dem Kaiserpinguin endgültig zum Verhängnis werden könnte, sind Erdöl, Kohle und andere Rohstoffe, die unter dem bis zu drei Kilometer dicken Eispanzer vermutet werden. Bislang ist die Antarktis vom Rohstoffabbau verschont geblieben, doch es mehren sich die Rufe, die Schätze zu bergen. Die Folgen wären fatal – nicht nur für den Kaiserpinguin. Denn die 140 Millionen Quadratkilometer große Antarktis reflektiert das Licht wie ein riesiger Spiegel. Experten glauben, dass die beim Abbau entstehenden Staub- und Rußwolken diese für das Weltklima wichtige Funktion stark einschränken würden. Modellrechnungen zufolge ließe das die Temperatur innerhalb weniger Jahrzehnte um bis zu zehn Grad steigen, das Eis schmelzen und die Meeresspiegel dramatisch ansteigen.

Internationale Naturschutzorganisationen wie der WWF und viele Regierungen setzen sich dafür ein, den gesamten Kontinent unter Schutz zu stellen. Bislang ohne Erfolg. Denn einige Staaten – darunter die USA und Großbritannien – blockieren die Entscheidung. Sie halten mehr vom Öl als vom nachhaltigen Klimaschutz.

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