Demenz beim Hund – Symptome, Behandlung und Lebenserwartung

Nicht nur Menschen, sondern auch Hunde können an Demenz erkranken. Die Anzeichen sind nicht immer klar erkennbar, weshalb diese Krankheit bei Hunden oft übersehen wird. Wir erklären, wie Sie Demenz beim Hund erkennen und welche Behandlungsansätze es gibt.

Nahaufnahme eines Senior Golden Retriever Hundes
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Manche Verhaltensänderungen gelten bei Hunde-Senioren als normal: Appetitlosigkeit oder ein erhöhtes Ruhebedürfnis sind häufig gewöhnliche Alterserscheinungen. Jedoch können zunehmende Vergesslichkeit oder Desorientierung auch Anzeichen für eine Demenzerkrankung Ihres Hundes sein. Um sicherzugehen, dass eine potenzielle Diagnose rechtzeitig erfolgen kann, ist es wichtig, die Symptome für Demenz bei Hunden zu kennen. Wir erklären, wie sich Demenz bei Hunden äußert, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was Sie präventiv tun können.

Inhaltsübersicht

Demenz beim Hund

Demenz beim Hund ist auch bekannt als canines kognitives Dysfunktionssyndrom. Hierbei führen erhöhte Eiweißablagerungen im Blut dazu, dass Gehirnzellen degenerieren, also absterben. Das Gehirn wird mit weniger Sauerstoff versorgt, was den Serotonin-Haushalt stört. Serotonin ist ein Hormon, das an der Regulierung von Stimmung, Appetit und Schlaf beteiligt ist. Auch Tumore können einer Demenz zugrunde liegen.

Durch die Schädigung von Proteinen und Fetten im Gehirn sterben Nervenzellen ab. Mit steigendem Alter verliert der Körper die Fähigkeit selbst Schäden zu reparieren. Das begünstigt das Zellenabsterben. Warum diese Phänomene bei alten Hunden auftreten, ist nicht genau bekannt, jedoch steht fest, dass sie die kognitiven Fähigkeiten von Hunden dauerhaft verschlechtern.

Zu den kognitiven Fähigkeiten zählen Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, Wahrnehmung und das Erinnerungsvermögen.
Ein schwarzer Hund legt den Kopf auf eine Bank
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Diese Hunde sind besonders betroffen

Demenz beim Hund  kommt hauptsächlich bei Senior-Hunden vor. Bei großen Rassen kann diese Erkrankung ab dem siebten Lebensjahr auftreten, während sie bei kleineren Rassen erst ab dem zehnten Lebensjahr auftritt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass rund die Hälfte aller Hunde, die das siebte Lebensjahr erreicht haben, ein bis mehrere Anzeichen von Demenz aufweisen.

Mit steigendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund dement wird. Während Demenz bei Menschen auch erblich bedingt ist, konnte dies bei Hunden noch nicht festgestellt werden. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass es rassenbedingte Unterschiede gibt.

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Symptome einer Demenz bei Hunden

Demenz beim Hund macht sich auf verschiedene Arten bemerkbar. Das Krankheitsbild kann sich bei von Demenz betroffenen Hunden unterscheiden, und ist sehr individuell. Die Symptome umfassen unter anderem:

Änderungen des Schlafrhythmus: Häufigeres Schlafen am Tag, Ruhelosigkeit oder plötzliches Erwachen bei Nacht.

Desorientiertheit: Nichterkennen bekannter Personen, oder sogar das Herrchen/Frauchen, zielloses Umherlaufen, Anstarren nicht vorhandener Gegenstände, findet den Fressnapf nicht, Kann den Körperumfang nicht mehr korrekt einschätzen und bleibt zwischen/unter Möbeln stecken.

Verändertes Sozialverhalten: Erhöhte Trennungsangst, Reizbarkeit oder Aggressionen, scheinbar grundloses Zittern, Jaulen oder Winseln.

Vergesslichkeit: Verlernt selbst simple Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“.

Unsauberkeit: Verlernt die Stubenreinheit und lässt Kot und Urin zu Hause ab, betreibt nur noch wenig Körperpflege.

Veränderte Aktivität: Hohes Ruhebedürfnis, sogenanntes Drangwandern, also Bewegung bis zur absoluten Erschöpfung betreiben. 

Wenn Sie bei Ihrem Hund untypisches Verhalten bemerken, sollten Sie dies von Ihrem Tierarzt überprüfen lassen. Merken sie sich, ab wann die Verhaltensauffälligkeiten begonnen haben und notieren sie sich die Symptome. 
Ein Hund liegt auf einem Hundebett im Wohnzimmer
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So können Sie Ihrem Hund helfen

Bei Demenz beim Hund  hat der Tierhalter eine besonders wichtige Rolle: die Beobachtung des Verhaltens Ihres Tieres. Verhaltensänderungen sind sehr ernst zu nehmen und bestenfalls zu dokumentieren. Dadurch kann man beim Besuch beim Tierarzt Beispiele liefern, die den Weg zur Demenz-Diagnose einfacher machen. Ein Tierarzt kann durch Untersuchungen schmerzhafte Erkrankungen, wie z.B. Arthritis ausschließen. So kann Demenz früher erkannt und die Lebenserwartung des Hundes erhöht werden.

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Demenz bei Hunden vorbeugen

Demenz für Hunde ist wie auch für Menschen eine bislang unheilbare Krankheit. Jedoch gibt es Vorkehrungen, die getroffen werden können, um das Demenz Risiko so gering wie möglich zu halten. Neben regelmäßigen Gesundheitschecks, sollte beispielsweise das Futter an das Alter angepasst werden. Die Ernährung alter Hunde sollte Inhaltsstoffe beinhalten, die das Nervensystem schützen.

Zu solchen Inhaltsstoffen zählen zum Beispiel Antioxidantien. Diese fangen freie Radikale (instabile Moleküle, die Zellschäden verursachen können) ein, und kommen häufig in Vitamin B, C, E und Provitamin A (Beta Karotin) vor. Nahrungsergänzungsmittel, wie hochwertiges Olivenöl (reich an Omega-3-Fettsäuren), MCT Öl (fraktioniertes Kokosöl mit mittelkettigen Fettsäuren) und Cholin (wichtig für die Bildung des Neurotransmitters Acetylcholin) können außerdem kognitive Fähigkeiten unterstützen

Nährstoffreiches Futter heilt Krankheiten nicht, sondern unterstützt die natürliche Körperfunktion eines Hundes. Ein Futterwechsel sollte am besten mit dem Tierarzt abgesprochen werden. 
Ein Hund frisst aus einer Schüssel
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Leben mit einem dementen Hund

Weitere Möglichkeiten, wie Sie sich und Ihrem Hund den Alltag vereinfachen können. Für Hunde mit Demenz sind Routinen wichtig, da sie ihm Sicherheit geben. Jedoch ist es ratsam, der Ausbreitung der unheilbaren Krankheit mit mentaler Stimulation entgegenzukommen. Das sollte nach bestem Wissen und Gewissen geschehen, um den Hund nicht zu überfordern. Bei der Anregung von Gehirnzellen kann Folgendes helfen:

  • Den Hund geistig fördern, durch das Erlernen von Tricks, Spiele und Nasenarbeit.
  • Dem Hund appetitanregende, intensiv duftende Leckerlis anbieten.
  • Abwechslungsreiche und variierende Gassirunden mit dem Hund gehen. Längere Spaziergänge sollten Sie vermeiden. Integrieren Sie stattdessen kleinere, aber dafür häufigere Gassirunden
  • Damit der Hund kognitiv gefordert wird sollte die Möglichkeit für soziale Interaktionen mit anderen Hunden gegeben sein.

Die Symptome der Demenz schreiten tendenziell mit dem Alter weiter voran. Sie als Halter müssen lernen damit umzugehen. Jedoch gibt es hier einige Vorgehensweisen und Produkte, die das Zusammenleben dahin gehend erleichtern können. 

Bei verlernter Stubenreinheit sollte ein dementer Hund auf keinen Fall bestraft werden. Hundewindeln können hierbei sinnvoll und nachhaltig Abhilfe schaffen.

Treppen oder andere gefährliche Orte in Reichweite des Hundes, sollten abgesichert werden. Die Änderungen im direkten Umfeld sollten dem Hund zuliebe jedoch so minimal wie möglich gehalten werden.

Ein kleines Nachtlicht kann einem orientierungslosen Hund in der Nacht helfen, sein Umfeld bei Ruhelosigkeit zu navigieren. CBD-Öl kann außerdem dabei helfen, Ihren Hund zu beruhigen.

Hunden ist es enorm wichtig bei ihrem Rudel zu sein und wollen ein Teil davon bleiben. Durch einen Fahrradanhänger oder einem Hundebuggy können Sie das Ihrem Hund auch bei verringerter Mobilität problemlos ermöglichen.

Eine Frau streichelt einen Hund
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Lebenserwartung bei Hunden mit Demenz

Vorab lässt sich sagen, dass das Alter, wie alt Hunde werden mit frühzeitiger Diagnose steigt. Jedoch ist eine genaue Schätzung für die Lebensdauer von demenzkranken Hunden unmöglich, pauschal vorzunehmen. Bei Diagnose im Endstadium kann es sich um eine Restlebensdauer von Monaten bis zu einem Jahr handeln. Einige Tiere können aber auch eine Lebensspanne erreichen, die gesunden Artgenossen ähnelt.

Demenz kann sich bei jedem Hund etwas anders äußern und ist auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Sind die Symptome extrem ausgeprägt sollten Sie sich immer die Frage stellen: Wie viel Lebensqualität hat mein Hund noch? Ihr Hund soll auf keinen Fall leiden. Sprechen Sie hier unbedingt mit Ihrem Tierarzt über den Zustand Ihres Hundes. Dieser wird eine Einschätzung geben, ob der Zeitpunkt gekommen ist den Hund einschläfern zu lassen.

Im Falle der Demenz handelt es sich zwar um keine schmerzhafte Krankheit, jedoch können im Alter auch andere, schmerzhafte Krankheiten dazu kommen. Sollte ein Hund sehr verhaltensauffällig werden, können Hundehalter trotz großer Liebe zu dem Tier an ihre Grenzen kommen. 

Ein älterer Hund hechelt
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Die Demenz-Diagnose kann für Hundehalter erschütternd sein. Aber es gibt Hoffnung: viele Hunde verbringen trotz verringertem Bewegungsdrang und sozialen Interaktionen noch glückliche, lebenswerte Jahre mit ihren Besitzern. In dieser Lebensphase müssen Sie jeden Moment und jeden Tag genießen, den Sie gemeinsam mit Ihrem Hund verbringen können. Liebe, Geduld und Verständnis sind jetzt besonders wichtig.

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