Alarmierend: Illegaler Welpenhandel wird immer lukrativer
Der Durchschnittspreis von Welpen auf Kleinanzeigen-Portale hat sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Die Leidtragenden sind die Hunde, die oft viel zu früh und krank abgegeben werden.
Die fatalen Folgen des illegalen Welpenhandels mussten die Mitarbeiter des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) hautnah miterleben. In einer Pressemitteilung teilte das Tierheim mit, dass der Welpe Elvis am 16. September verstarb – in einem Alter von gerade einmal zwei Monaten. Für 900 Euro hatte ein illegaler Händler Elvis auf eBay angeboten. Im Rahmen einer verdeckten Ermittlung hatte die HTV-Tierschutzberatung mit der Polizei und der Behörde den Welpen zwar vorerst gerettet. Doch jetzt erlag der geschwächte Hund seinen Verletzungen.
Elvis wurde Opfer des illegalen Welpenhandels
„Sein Fell war kotverschmiert und verfloht, seine Augen entzündet“, heißt es in der Pressemitteilung des Hamburger Tierschutzvereins. Außerdem war der kleine Hund voller Würmer. „Der Kot bestand nur aus Würmern“, berichtet die Tierpflegerin Michelle Kissel.
Die tierärztliche Leitung des HTV betont, dass der starke Parasitenbefall eindeutig zeigt, dass der illegale Händler das Tier stark vernachlässigt hat. Wie es den Tieren geht, zählt für die Kriminellen nicht. Die Hunde bedeuten für sie nur eines: Geld.
Welpen, die illegal verkauft werden, werden häufig nicht nur sehr krank, sondern auch viel zu früh abgegeben. Der Händler hatte bei Elvis ein Alter von 13 Wochen angegeben. Der Welpe war in Wirklichkeit aber nur etwa sechs Wochen alt. So früh dürfen Welpen niemals von der Mutter getrennt werden.
Sein miserabler Zustand und sein junges Alter führten dazu, dass Elvis nicht überlebte. Das gesamte Tierheim-Team trauert um den kleinen Welpen. „Elvis war ein Kämpfer, der bis zum Schluss am Leben festgehalten hat. Am Ende fehlte ihm die Kraft und er musste aufgeben. Er hat uns alle berührt“, berichtet HTV-Tierpflegerin Michelle Kissel.
Der illegale Welpenhandel boomt
Während im November 2019 der Durchschnittspreis für Welpen auf dem Kleinanzeigen-Portal „eBay Kleinanzeigen“ noch bei rund 840 Euro pro Tier lag, werden Hundebabys derzeit für durchschnittlich rund 1.700 Euro angeboten, wie die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" erklärt. Die Preise haben sich also fast verdoppelt. Für die Welpenmafia ist der illegale Handel mit Welpen daher aktuell so lukrativ wie nie zuvor.
Der Preisanstieg für Hundewelpen ist mit der aktuell sehr hohen Nachfrage verbunden: Die Nachfrage nach Hundewelpen ist viel höher, als dass sie durch Tierheime oder seriöse Anbieter gedeckt werden kann. Das bietet illegalen Welpenhändlern ein leichtes Spiel und lässt die Angebotspreise in die Höhe schnellen.
Ein weiteres Problem: Bislang konnten Welpen aus illegalem Handel auf Online-Plattformen noch oft daran erkannt werden, dass Rassehunde viel günstiger angeboten wurden als Welpen aus seriösen Zuchten. Doch durch den Anstieg der Preise auch bei Angeboten der Welpenmafia ist das immer schlechter möglich.
„Dieser deutliche Preisanstieg zeigt, wie lukrativ das Online-Geschäft mit Hundewelpen derzeit ist. Daher braucht es dringender denn je eine verbindliche Lösung für alle Plattformen, die sowohl die Anbietenden zuverlässig identifiziert, als auch die Herkunft der Tiere überprüft. Denn solange die Welpenmafia auf deutschen Online-Plattformen ein so leichtes Spiel hat, wird das illegale Geschäft nicht enden“, so Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei "Vier Pfoten" in einer Pressemeldung.
So funktioniert der illegale Welpenhandel
Für den illegalen Handel mit Welpen werden – oft zu junge, traumatisierte und schwer kranke – Hunde aus Osteuropa auf Online-Plattformen zum Kauf angeboten. Das ist mit großem Tierleid verbunden. Wie „Vier Pfoten“ berichtet, läuft der illegale Welpenhandel wie folgt ab:
- Kriminelle Händler bieten anonym oder unter falschem Namen Welpen zum Kauf an. Die Fotos sind dabei unauffällig, es entsteht der Eindruck, der Hund komme aus einer seriösen Hobbyzucht, Informationen über die Tiere gibt es selten.
- Bei genügend Anfragen für einen Welpen gibt der unseriöse Verkäufer eine Bestellung bei einer oder mehreren Welpenfabriken auf. In den Welpenfabriken vegetieren die erwachsenen Hunde vor sich hin, werden nur zum Kinder bekommen benutzt. Es gibt kaum geeignetes Futter und keine medizinische Versorgung. Können die Hündninnen keine Welpen mehr „produzieren“, werden sie getötet.
- Die Welpen werden viel zu früh von der Mutter weggenommen (damit sie noch „süß genug“ sind) und von Zwischenhändlern eingesammelt. Diese transportieren die Hunde hunderte Kilometer in Kisten oder Kofferräumen und bringen sie über die Grenze nach Deutschland, wo sie an einem Übergabeort verkauft werden.
Laut Angaben der EU werden so jeden Monat schätzungsweise 50.000 Welpen zwischen den europäischen Ländern gehandelt, wie „Vier Pfoten“ berichtet. Oft sterben die jungen und kranken Hunde – entweder schon während des Transports oder wenige Tage nach ihrer Ankunft bei ihrer neuen Familie.