Eingeführte Tierarten

Vom Menschen eingeführten Arten verändern die heimische Flora und Fauna. Die Auswirkungen können fatal sein.

Waschbär
Der Nordamerikanische Waschbär wurde 1927 als Pelztier nach Deutschland eingeführt.© animals-digital.de

 

Marderhund

Er ist in Deutschland einer der erfolgreichsten Lebensraum-Eroberer aus dem Tierreich: Binnen weniger Jahre hat sich der Marderhund oder Enok von wenigen Exemplaren auf offenbar mehrere zehntausend Tiere vermehrt.

Der hundeartige Raubsäuger stammt ursprünglich aus Ostasien und wanderte über Polen nach Deutschland, wo er 1962 erstmals nachgewiesen wurde. Gesichtszeichnung und dichtes Fell des bis zu 60 Zentimeter langen Tieres ähneln dem des nordamerikanischen Waschbären. Der Marderhund wurde um 1928 zur Pelzgewinnung in der Ukraine angesiedelt und breitete sich seitdem immer weiter nach Westeuropa aus. Seit Mitte der neunziger Jahre vermehrte er sich auch stark in Deutschland. Beinahe flächendeckend kommt er vor allem in gewässerreichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs vor. Der Marderhund ist ein anpassungsfähiger Allesfresser (Pflanzen, Insekten, Fische, Amphibien, Vögel, Kleinsäuger) und vermehrt sich rasch. Nach einer Tragzeit von etwa zwei Monaten werden meist sechs bis elf Welpen geboren, die bereits nach etwa einem Jahr fortpflanzungsfähig sind. Das lässt darauf schließen, dass der Marderhund bald alle geeigneten Lebensräume besiedeln und sich in Europa weiter ausbreiten wird. In Deutschland gibt es bislang trotz seiner massiven Vermehrung noch keine genauen Hinweise, ob der Marderhund mit heimischen Tierarten konkurriert oder diese sogar verdrängt. Deshalb wird er hierzulande auch "nur" bejagt wie andere nicht bedrohte Wildtiere.

Hausratte

Die Hausratte gilt als gefährlicher Bioinvasor schlechthin. Schiffe der Europäer brachten die vermehrungsfreudigen Nager in die Neue Welt, wo sie, vor allem auf Inseln, alsbald heimische Vögel und Schildkrötenarten verdrängten. In Mitteleuropa wurde die Hausratte von der Wanderratte aus Zentralchina weitgehend verdrängt. Zumeist sind es solche Generalisten, die sich massiv ausbreiten – zu Lasten spezialisierter einheimischer Arten mit nur kleinem Verbreitungsgebiet.

Nordamerikanischer Waschbär

Der Nordamerikanische Waschbärwiederum wurde 1927 als Pelztier nach Deutschland eingeführt und 1934 gezielt am nordhessischen Edersee ausgesetzt. Von dort breitet er sich seither immer weiter aus, denn außer dem Uhu, der seine Jungtiere reißt, hat er keine natürlichen Feinde. Er ist zudem ein Allesfresser und erreicht als guter Kletterer selbst nistende Vögel in Baumkronen. Mittlerweile durchkämmen Waschbären auch die Mülltonnen der Städte. In Kassel leben rund 100 Tiere auf 100 Hektar.

Bisam

Der Bisam stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde 1905 zu Jagdzwecken in die Tschechoslowakei gebracht. Anfang der 1920er Jahre kam sein Pelz in Mode und wurde teuer gehandelt. Daher wurden Bisamratten für die Haltung in Pelztierfarmen zu Tausenden eingeführt. Nachdem der Preis ihrer Felle stark gefallen war, wurden viele Farmen geschlossen und die Tiere in die Natur entlassen. In ganz Deutschland ist der Bisam heute als eingebürgert anzusehen. Er ernährt sich von Uferpflanzen, Flusskrebsen und Muscheln. Durch seine Lebensweise richtet er häufig Schäden in der Kulturlandschaft an. Dazu zählen vor allem Schäden an Flussufern, Verkehrswegen, Fischteichen und wasserbaulichen Schutzeinrichtungen. Auf der anderen Seite kann er durch seine Tätigkeit aber auch dazu beitragen, eine vielfältige Gewässervegetation zu fördern und mit der Schaffung offener Wasserflächen die Ansiedlung von Wasservögeln begünstigen. Der ebenfalls in Ausbreitung begriffene Amerikanische Nerz oder Mink ist ein wichtiger Räuber des Bisam, verdrängt jedoch den Europäischen Nerz. Weitere natürliche Feinde sind Marder, Iltis, Wiesel, Fuchs, diverse Greifvögel und Großeulen.

Mink / Amerikanischer Nerz

Der Mink oder Amerikanische Nerz gelangte in den 1920er und 30er Jahren als Pelztier nach Deutschland. In den 50iger Jahren konnte sich nach gewollten Freilassungen oder Ausbrüchen eine dauerhafte Population aufbauen. In den Folgejahren weitete der Mink sein Areal dann sehr stark aus. Er ernährt sich von Kleinsäugern, Bodenbrütern, Amphibien und Bisamratten und steht in Verdacht, den vom Aussterben bedrohten Europäischen Nerz und den Europäischen Iltis zu verdrängen, da diese Arten miteinander um denselben Lebensraum und Beute konkurrieren.

Chinesische Wollhandkrabbe

Die Chinesische Wollhandkrabbe gelang mit Schiffen aus ihrem ursprünglichen Lebensraum in Ostasien nach Europa. Heute kommt sie in allen in Nord- und Ostsee mündenden Flüssen vor. Die chinesische Wollhandkrabbe passt sich leicht an Veränderungen des Salzgehalts und der Temperatur an und kann sich daher schnell ausbreiten. Ihre Ernährungsweise macht sie zu einem Nahrungskonkurrenten für viele andere Organismen, die im Wasser leben. Zusätzlich zerstört sie durch das Graben von Gängen Dämme und andere Formen der Uferbefestigung.

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