Buntes Tierreich: Die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Tierwelt!

Die Tierwelt ist bunt – und das bezieht sich auch auf die Vielfalt der Geschlechter und sexuellen Orientierungen. Erfahren Sie hier, warum das Tierreich ein echtes Vorbild für Diversität ist – ohne Vorurteile und Diskriminierung.

zwei Flamingos formen ein Herz
Wer denkt, dass in der Tierwelt ausschließlich Weibchen und Männchen zusammenkommen, irrt!© Stock.adobe.com/Olga Khoroshunova

Von männlichen Hausschafen, die nur an anderen Böcken Interesse haben, bis zu Clownfischen, die ihr Geschlecht ändern können – die Tierwelt zeichnet sich durch eine beeindruckende Vielfalt aus. Dabei ist das sexuelle Verhalten vieler Tierarten um einiges diverser, als es sich die meisten vielleicht vorstellen können. Homosexualität, Bisexualität, Transgender, Intersexualität und Asexualität – all das ist in bestimmten Formen und Ausprägungen in der Tierwelt ganz normal und weit verbreitet! 

So natürlich dieses Thema im Reich der Tiere ist, so schwer haben es immer noch viele queere Menschen in unserer heteronormativen Gesellschaft. In Erinnerung an den Stonewall-Aufstand 1969 in Manhattan, der als Wendepunkt für die Lesben- und Schwulenbewegung in den USA gilt, wird jedes Jahr im Juni der „Pride Month“ gefeiert. In dieser Zeit wird besonders auf Vorurteile und Diskriminierungen von LGBTQIA-Personen aufmerksam gemacht, die in unserer Gesellschaft noch immer vorherrschen. Mit den bunten Farben des Regenbogens soll zudem die Vielfalt unserer Gesellschaft symbolisiert werden und für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz für queere Menschen geworben werden. 

Lesen Sie hier, wie vielfältig das Liebesleben in der Tierwelt ist und warum die Geschlechtsbezeichnung divers auch bei Tieren einen hohen Stellenwert besitzt! 

Sexuelle Vielfalt: Tieren geht es nur um die Fortpflanzung? Von wegen!

Wer denkt, dass in der Tierwelt ausschließlich Weibchen und Männchen zusammenkommen, um sich fortzupflanzen, irrt gewaltig!

Homo- und bisexuelle Verbindungen im Tierreich

Gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten ist in der Tierwelt beinahe ein universelles Phänomen, wie in einer Studie an der Universität von Kalifornien 2009 dokumentiert werden konnte. 

„Wir wissen jetzt, dass gleichgeschlechtliches Verhalten weit über das hinausgeht, was wir bislang aus der Wissenschaft und auch aus der Boulevardpresse erfahren haben – wie zum Beispiel von homosexuellen Zwergschimpansen, Delphinen, Pinguinen und Fruchtfliegen“, so Nathan Bailey, Wissenschaftler am biologischen Institut der kalifornischen Universität.  

Bei über 1500 Tierarten konnte gleichgeschlechtliches Liebes- und Sexualverhalten festgestellt werden, bei 500 Tierarten wurde dieses auch schon näher untersucht. Dabei geht es jedoch nicht nur um den Liebesakt an sich. Auch gleichgeschlechtliche Tierpaare zeigen untereinander: 

  • Balzverhalten
  • Zuneigung
  • Paarbindung
  • Brutfürsorge

In den meisten Fällen wird jedoch angenommen, dass das homosexuelle Verhalten bei Tieren nur ein Teil des Sexualverhaltens ist, die Tiere also zugleich auch heterosexuelle Verbindungen eingehen und somit eher als bisexuell anzusehen sind. 

Gleichgeschlechtliches Sexualverhalten bei Tieren wurde jedoch lange nicht offiziell untersucht. „Wissenschaftler, die sich mit diesem Gebiet befassen, wird oft vorgeworfen, eine bestimmte Agenda zu verfolgen, und ihre Arbeit wird häufig schärfer geprüft als die ihrer Kollegen, die sich mit anderen Gebieten befassen,“ so Biologin Janet Mann von der Georgetown Universität. Ein Zeichen für Voreingenommenheit auch in der Wissenschaft? 

Homosexuelles Verhalten von Säugetieren
zwei Hausschafe auf einer Wiese
© Stock.adobe.com/Alaska-Tom

1/5: Hausschafe

Bei etwa zehn Prozent aller Hausschafe kann sogar eine ausschließlich homosexuelle Orientierung beobachtet werden. Diese Böcke paaren sich nicht mit Weibchen, tun dies aber bereitwillig mit anderen Männchen.

zwei Giraffenköpfe
© Stock.adobe.com/David_Steele

2/5: Giraffen

Homosexuelles Verhalten scheint zwischen Giraffen besonders häufig stattzufinden. In Giraffenherden kann immer wieder beobachtet werden, dass die meisten sexuellen Aufsprünge zwischen männlichen Giraffen stattfinden. 

zwei Elefanten
© Stock.adobe.com/Werner Dreblow

3/5: Elefanten

Auch unter Elefanten sind gleichgeschlechtliche Bindungen häufig. Indem sie ihre Rüssel verschlingen, drücken sie deutlich ihre Zuneigung zueinander aus. In freier Wildbahn dauern homosexuelle Partnerschaften zwischen männlichen Elefanten häufig mehrere Jahre. 

Menschenaffen Bonobos
© Stock.adobe.com/Ralph Lear

4/5: Bonobos

Diese Art der Menschenaffen lebt in einer stark matriarchalen Gesellschaft, das heißt hier haben die Weibchen das Sagen. Deshalb geht man auch davon aus, dass etwa 60 Prozent aller sexuellen Aktivitäten zwischen zwei (oder mehr Weibchen) auftreten. 

Zwei Delfine im Wasser
© Stock.adobe.com/ Gennadiy Poznyakov

5/5: Delfine

Delfine sind sehr soziale Tiere und leben in Gruppen zusammen. Homosexuelle Verbindungen kommen bei allen Delfinarten vor. Sie scheinen tatsächlich zum reinen Lustgewinn sexuelle Verbindungen zu gleichgeschlechtlichen Partnern einzugehen. Auch sexueller Austausch in der Gruppe kann bei Delfinen beobachtet werden.    

Homosexuelles Verhalten von Vögeln
Zwei Pinguine
© Stock.adobe.com/Pfotenpaparazzi

1/5: Pinguine

Schon im Jahr 1911 wurde bekannt, dass Pinguine oft gleichgeschlechtliche Paare bilden. Da dieser Sachverhalt jedoch als „zu schockierend für die Öffentlichkeit“ eingestuft wurde, durfte die Studie damals nicht öffentlich gemacht werden. Anstelle von Eiern brüten gleichgeschlechtliche Pinguinpaare häufig auf Steinen. 

drei Enten im Schnee
© Stock.adobe.com/Anton Faustmann

2/5: Stockenten

Unter Stockenten kann eine hohe Rate an männlich-männlichem Sexualverhalten beobachtet werden. Selbst wenn sich die Männchen vorübergehend mit einem Weibchen zusammenschließen, verlassen sie dieses häufig nach der Eierablage und kehren zu ihrem männlichen Partner zurück.

Taube sitzt in Nest
© Stock.adobe.com/Stanislav Duben

3/5: Tauben

Homosexuelles Verhalten konnte schon häufig bei männlichen und weiblichen Tauben nachgewiesen werden. Die gleichgeschlechtlichen Paare bauen Nester. Weibliche Taubenpaare legen sogar unbefruchtete Eier ins Nest und versuchen gemeinsam diese auszubrüten. 

Trauerschwan paar
© Stock.adobe.com/Karin Jähne

4/5: Trauerschwan

Untersuchungen haben gezeigt, dass fast 25 Prozent aller Trauerschwan-Paarungen zwischen zwei Männchen stattfinden. Sie stehlen Nester oder nehmen vorübergehend ein Weibchen auf, bis es die Eier gelegt hat. Danach wird das Weibchen vertrieben. 

zwei Flamingos
© stock.adobe.com/Miguel

5/5: Flamingos

Auch unter Flamingos sind gleichgeschlechtliche Verbindungen keine Seltenheit. Besondere Berühmtheit erlangte das schwule Flamingopaar aus dem Zoo in Denver (Colorado, USA). Trotz weiblicher Artgenossen leben die beiden in einem Nest zusammen und sind schon seit 2014 treu. 

Wie kann man homosexuelles Verhalten in der Tierwelt erklären?

Der evolutionäre Trieb sich fortzupflanzen, ist in Tieren noch stärker verwurzelt als beim Menschen. Dadurch stellt sich besonders die Frage, warum es zwischen so vielen Tieren zu homosexuellem Verhalten kommt – denn Nachwuchs wird dabei nicht gezeugt. 

Biologin Janet Mann erklärt gegenüber dem Wissenschaftsportal LifeScience: „Nicht jeder sexuelle Akt hat eine reproduktive Funktion. Das trifft bei Menschen und anderen Lebewesen zu.“ 

Als Gründe für homosexuelles Verhalten in der Tierwelt werden angeführt: 

  • reine Lustbefriedigung 
  • Stärkung der Bindung innerhalb einer Gruppe
  • Vermeidung von Konflikten und Stressabbau in größeren Tiergruppen
  • Übungszwecke für größeren Paarungserfolg bei andersgeschlechtlichem Partner 
zwei Giraffen in der Steppe
Die meisten Aufsprünge finden zwischen männlichen Giraffen statt. © Stock.adobe.com/Carola G.

Transgender im Tierreich

Geschlechtswandlungen sind gerade im Tierreich keine Seltenheit, der wissenschaftliche Name hierfür lautet „Hermaphroditismus“. Bei vielen Tierarten ist die Geschlechtsumwandlung ein fester Bestandteil in ihrem Lebenszyklus. Dabei gibt es drei Möglichkeiten der Umwandlung:

  • Weibchen wird zu Männchen (Protogynie)
  • Männchen wird zu Weibchen (Protandrie)
  • Tier wechselt mehrmals zwischen den Geschlechtern  

Ein Tier, das sein Geschlecht umwandeln kann, ist beispielsweise der Clownfisch. Er kommt männlich zu Welt und kann sich später zu einem Weibchen wandeln. In der Regel ist der älteste Fisch eines Schwarms immer ein Weibchen, der zweitälteste das begattende Männchen. Stirbt das Weibchen, verwandelt sich das Männchen in ein Weibchen. 

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Clownfische können ihr Geschlecht ändern. © Stock.adobe.com/Grand Warszawski

Intersexualität im Tierreich

Nicht jedes Tier kommt eindeutig weiblich oder männlich zur Welt. Bei Hühnern wird immer wieder festgestellt, dass manchmal Hoden und Eierstöcke vorhanden sind. Auch bei Schmetterlingen, Papageien, Schlangen und Hummeln konnte dies schon nachgewiesen werden. Ob sich das Tier dabei eher weiblich oder eher männlich fühlt, kann nur durch Beobachtungen von geschlechtstypischem Verhalten interpretiert werden.  

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Auch Schmetterlingen tragen oft männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale. © stock.adobe.com/Fahkamran

Asexualität im Tierreich

Auch Asexualität kommt in gewisser Weise im Tierreich vor. Diese Tiere gehen keine sexuellen Verbindungen zu Artgenossen ein und brauchen auch keinen Partner, um sich fortzupflanzen – sie klonen sich einfach selbst. Marmorkrebse sind zum Beispiel alle weiblich. Wissenschaftler vermuten, dass diese Tiere von der sexuellen Fortpflanzungsart zur asexuellen mutiert sind. Dadurch kann ein Tier eine ganze Population gründen. Ebenso macht es auch der Jungferngecko. 

Jungferngecko
Der Jungferngecko ist ein kleiner, nachtaktiver Gecko. © Stock.adobe.com/Stefan


 

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