Wildtier-Lexikon

Eurasischer Luchs

Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Eurasischer Luchs
© animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: 85 - 110 cm
  • Gewicht: Weibchen: 12 - 29 kg, Männchen: 14 - 37 kg
  • Lebenserwartung: 10 - 24 Jahre
  • Verbreitung: Europa, Asien, Türkei
  • Lebensraum: Wald, Tundra, bergiges Busch- und Grasland
  • Artbestand: regional stark gefährdet
Systematik
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Familie: Katzen
  • Gattung: Luchse
  • Art: Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Aussehen

Eurasische Luchse zählen zu den Kleinkatzen und sind die weltweit größte Luchsart. Sie haben lange Beine und mit 15 bis 25 Zentimetern einen sehr kurzen Schwanz. Besonders gut erkennt man sie an ihrem Backenbart und den Haarquasten an den Ohrspitzen, die man "Ohrenpinsel" nennt. Diese können vier bis fünf Zentimeter lang werden. Das Fell der eleganten Samtpfoten ist meistens mit dunklen, größeren Punkten überzogen, aber es gibt auch Exemplare, die gar keine Musterung aufweisen. Die Grundfarbe des Haarkleids kann von grau-gelb bis zimtfarben alle Schattierungen aufweisen. Fortpflanzung und Entwicklung

Die Paarungszeit der Luchse liegt zwischen Februar und April. Um sich einen Partner zu suchen, verlassen die Weibchen ihr Revier und machen sich auf, den Kater ihrer Wahl zu finden. Nach der Paarung ziehen sie wieder zurück in ihr eigenes Territorium. Dort werden dann rund 70 Tage später ein bis vier Junge geboren. Sie sind die ersten zwei Wochen noch blind. Sobald kleinen Luchse ungefähr vier Wochen alt sind, naschen sie auch von den Beutetieren ihrer Mutter. Im darauffolgenden Frühjahr sind sie erwachsen und ziehen los, um sich ein eigenes Revier zu suchen.

Lebensweise und Verhalten

Luchse sind Einzelgänger. Je nach dem Angebot an Beutetieren sind ihre Reviere zwischen 1.000 und 10.000 Hektar groß. Die Grenzen ihrer "Herrschaftsgebiete" markieren die scheuen Raubkatzen durch Kot und Urinmarken; die Männchen hinterlassen auch einprägsame Kratzspuren an Baumstämmen. Sie haben feste Wohn- und Ruheplätze. Wenn man von der Paarungszeit absieht, sind die Raubtiere sehr reviertreu und ziehen auf festen Routen durch ihr Gebiet. Der Biologe Bernhard Grzimek schreibt sogar, dass die Tiere umkehren und versuchen, ihr Ziel auf einem anderen Pfad zu erreichen, wenn man das Aussehen ihrer Wege, der so genannten Luchswechsel, durch Tücher oder eingesteckte Äste verändert.

Sinnesleistungen

Die eleganten Vierbeiner sind sehr gut für ihr Leben im Wald ausgerüstet: Die Ohrenpinsel an den empfindlichen Lauschern dienen der besseren Schallortung. In Untersuchungen konnte man feststellen, dass Tiere, denen diese Haarquasten fehlten, ein weniger gutes Gehör hatten. Wissenschaftler geben an, dass Luchse das Rascheln einer Maus noch aus 50 Metern Entfernung wahrnehmen können.

Die faszinierenden Katzen zeichnen sich aber auch durch sehr scharfe Augen aus – diese sind sechsmal lichtempfindlicher als die eines Menschen, was den Tieren bei ihren Streifzügen in der Dämmerung und nachts zugute kommt.

Ernährung

Luchse sind wie die meisten Raubkatzen Anschleichjäger. Aus möglichst geringer Entfernung springen sie ihr Opfer an, greifen es mit den Vorderpfoten und töten es dann mit einem Biss in den Hals. Falls so ein Blitzangriff schief geht, verfolgen sie ihre Beute aber nicht weiter, da sie zwar schnelle, aber keine ausdauernden Läufer sind. Zur Lieblingsspeise der Katzen gehören Rehe, Wildschweine, Rotfüchse, Marder und Gämsen, aber sie fressen auch Nager wie Hase und Maus, Vögel und größere Insekten. Wenn die Samtpfoten einmal nicht das ganze Beutetier auf einmal verspeisen können, verstecken oder vergraben sie die Reste und kehren so oft wieder zurück, bis sie diese vertilgt haben.

Hätten Sie's gewusst?

Die IUCN, eine Gesellschaft, die sich weltweit im Artenschutz engagiert, stuft den eurasischen Luchs als "gering gefährdet" ein. Auf der deutschen "Roten Liste", einer Aufstellung der bedrohten Arten der Bundesrepublik, wird er jedoch als "stark gefährdet" geführt. Das liegt daran, dass in Deutschland der Bestand an Luchsen sehr stark geschrumpft ist, während die weltweite Zahl der Tiere nicht allzu gering ist. 

Neben gezielten Wiederansiedelungsprojekten wandern seit 1996 auch wieder Luchse aus Tschechien nach Deutschland ein. Heute leben die meisten der Tiere im Bayerischen Wald, doch auch im Fichtelgebirge, Pfälzerwald, Harz und Schwarzwald sowie in der sächsischen Schweiz sind wieder Exemplare der scheuen Raubkatze anzutreffen. Ob die Wiederansiedelungen auf Dauer erfolgreich sein wird, bleibt aber abzuwarten.

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