Wisent

Früher waren die Wisente über ganz Europa verbreitet. Mit der Abholzung der europäischen Wälder begann der Niedergang der Rinder.

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© Sanche Lope

Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas. Große Bullen werden bis zu 1.000 Kilogramm schwer. Die Kühe sind kleiner und leichter, geben aber in den Herden den Ton an. Die Bullen sondern sich mit etwa drei Jahren von der Gruppe ab und gehen dann eigene Wege. Lediglich zur Paarungszeit im Spätsommer lassen sie sich wieder im Familienverband blicken.

Die zotteligen Wildrinder sehen nicht nur aus wie die amerikanischen Büffel, sie sind auch eng mit ihnen verwandt. Im Unterschied zu ihren Vettern aus dem "Wilden Westen" leben sie aber nicht in der Prärie, sondern bevorzugen feuchte Laubmischwälder, wo sie sich von Knospen, Laub, Rinde und Gras ernähren.

Früher waren die Wisente über ganz Europa verbreitet. Ihre Hörner schmückten bereits die Helme der Germanen. Auch in den darauffolgenden Jahrhunderten waren die Tiere eine beliebte Jagbeute. Mit der Abholzung der europäischen Wälder begann der Niedergang der Rinder. Im elften Jahrhundert sichtete man ein letztes Exemplar in England. 200 Jahre später kam in Frankreich das Aus für die Paarhufer. Weiter östlich konnten sie sich länger halten. 1755 erlegte ein Wilderer den letzten frei lebenden Bison in Ostpreußen. Die übrig gebliebenen Wiederkäuer im Bialowieza-Urwald fielen nach dem Ersten Weltkrieg der hungrigen Bevölkerung zum Opfer.

Die Rettung für die quasi schon ausgestorbene Art kam einige Jahre später aus Frankfurt. Dort gründete der damalige Zoodirektor Primel die Internationale Gesellschaft zum Schutz des europäischen Wisents. Zwar gab es keine wild lebenden Tiere mehr, aber einige Exemplare hatten in Zoos und Wildehegen überlebt. Eine erste Bestandsaufnahme der Naturschützer fiel ernüchternd aus: In ganz Europa gab es nur noch 56 Exemplare. Da ein Teil aus Krankheits- oder Altergründen nicht mehr für die Zucht in Frage kam, blieb nur ein Dutzend fortpflanzungsfähiger Tiere übrig. Sie waren die Urahnen aller heute noch lebenden 3.000 Wisente. Von diesem Bestand äsen inzwischen rund 60 Prozent in Freiheit.

Die Ersten entließ man in den 50er-Jahren in den Bialowieza Nationalpark, wo heute wieder rund 350 der massigen Hornträger durch die Wälder streifen. Weitere Auswilderungen folgten. Freilebende Herden gibt es in außer in Polen auch in Litauen, Weißrussland, Russland, Ukraine und Kirgisien. Damit ist der europäische Bison zwar nicht mehr akut vom Aussterben bedroht, trotzdem kann der Erhalt der Art nicht als gesichert gelten. Aufgrund unzureichenden Gen-Austausches zeigen sich zunehmend Inzuchterscheinungen. Die Folge ist z.B. die mangelnde Immunität gegenüber Krankheiten. Die Herden sind anfällig für Maul- und Klauenseuche, und der Herpes verurteilt viele Bullen zur Zeugungsunfähigkeit.

Multi-Kulti ist angesagt. Der WWF konzentriert sich bei seinem Wisent-Erhaltungsprogramm darauf, möglichst gemischte Herden auszuwildern. Ein Schwerpunkt ist Russland. Hier erholte sich der Bestand bereits auf rund 2000 Tiere, brach dann aber durch Krankheiten und Wilderei ein. 1996 begann der WWF gemeinsam mit mehreren europäischen Zoos und Tierparken ein Projekt zur Wiederansiedlung nachgezüchteter Wisente in ihrer angestammten Heimat.

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