Haltung von Schweinen

Weltweit werden etwa 800 Millionen Schweine gehalten – teilweise unter Haltungsbedingungen, die den arteigenen Bedürfnissen dieser Tiere auch nicht annähernd gerecht werden.

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Zur artgerechten Schweinehaltung gehört der freie Zugang zu einem an den Stall angegliederten Auslauf.© Image courtesy of Bill Longshaw at FreeDigitalPhotos.net

Stallhaltung

Schweine sind von Natur aus Rudeltiere, die in Gruppen zusammenleben und ein klares Rangordnungs- und Sozialverhalten zeigen. Sie sollten daher, außer Eber und Sauen kurz vor und nach dem Abferkeln, in stabilen Stallgruppen von etwa 10 bis 20 Tieren zusammen gehalten werden. Da es sich um tagaktive Tiere handelt, ist Tageslichteinfall im Stall wichtig.

Innerhalb des Stalles müssen getrennte Funktionsbereiche zur Verfügung stehen: 

  • Der Liegebereich hat einen wärmegedämmten Untergrund und wird mit weichem, verformbarem Material (Stroh!!) eingestreut, damit die Schweine sich Nester bauen können.
  • Im Fressbereich stehen ausreichend Einzelfressstände (Verhältnis Fressplatz zu Tierzahl 1:1) zur Verfügung. Sichtblenden zwischen den Fressständen verringern das arttypische Aggressionsverhalten.
  • Der Kotbereich ist zweckmäßigerweise leicht zu reinigen. Haben die Schweine einen ständig zugänglichen Auslauf am Stall, so wird dieser als Kotplatz angenommen und kann entsprechend gestaltet werden (planbefestigter Boden, leichtes Gefälle vom Stall weg).
  • Im Aktivbereich sollten den Schweinen ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden, um Aggressionsverhalten zu minimieren. Dazu eignet sich zunächst die Einstreu mit Langstroh, das ausgiebig durchwühlt und zerkaut wird. Auch ganze Strohballen sind für die Tiere attraktiv. Freihängende Ketten, Hölzer, Säcke und auch Kunststoffbälle werden ebenfalls als Spiel- und Beschäftigungsobjekte genutzt. Fest verankerte Scheuerbalken dienen dem Komfort- und Körperpflegeverhalten der Schweine.

Auslauf und Weidegang

Zur artgerechten Schweinehaltung gehört der freie Zugang zu einem an den Stall angegliederten Auslauf. Die Schlupflöcher werden zum Schutz gegen Wind und Kälte zweckmäßig mit Kunststoffschürzen verhängt und sollten so groß sein, dass zwei ausgewachsene Schweine gleichzeitig passieren können. Die Wahrnehmung der Klimareize fördert das Wohlbefinden der Tiere. Auch die Ausläufe sollten mit Stroh eingestreut werden, da hier bei warmer Witterung auch gerne geruht wird. Sind an der Außenstallwand die Tränkvorrichtungen (Selbsttränkesystem mit Nippel- oder Beckentränken) frostsicher angebracht, so werden die Tiere zum Kot- und Harnabsatz im Auslauf angeregt, was sowohl das Stallklima verbessert als auch die Reinigung erleichtert. Zur Abkühlung bei hohen Außentemperaturen haben sich elektronisch gesteuerte Duschen bewährt. Zumindest ein tägliches Abspritzen mit dem Gartenschlauch sollte angeboten werden.

Haben die Schweine zusätzlich zum Stallauslauf auch noch stundenweise Zugang zu einer Weide, so können hier Beton- oder Metallwannen fest installiert und mit Wasser gefüllt werden, die bei Hitze als Badewanne dienen. Noch artgerechter ist das Angebot einer richtigen Suhle, in der die Schweine ausgiebig im Schlamm wühlen und baden können. Da Schweine außer am Rüssel keine Schweißdrüsen haben, müssen sie überschüssige Körperwärme bei hohen Außentemperaturen über Haut und Atmung abgeben. Die dicke Schlammschicht der Suhle kühlt und hält darüber hinaus auch lästige Insekten fern. An entsprechend fest verankerten Scheuervorrichtungen wird der getrocknete Schlamm später wieder abgescheuert. Ein zeitlich begrenzter Weidegang (täglich zwei Stunden) und die Abgrenzung von Wechselausläufen wirken sich positiv auf den Weideuntergrund aus, da nicht zu intensiv gegraben und gewühlt werden kann. Als Einfriedung eignen sich Elektrozäune.

Abferkel- und Eberbuchten

Kurz vor dem Abferkeln müssen Sauen von der Gruppe separiert werden, da sie ihre Ferkel aggressiv gegen andere Schweine und auch Menschen verteidigen. Man rechnet mindestens sieben Quadratmeter pro Sau, die unterteilt sind in einen Liege- und einen Kotbereich. Eine dicke Lage Stroheinstreu wird als Nestbaumaterial von der Sau genutzt. Ein abgetrenntes Ferkelnest kann mit einer Infrarotlampe auf die von den Neugeborenen benötigten etwa 33 Grad Celsius aufgewärmt werden. Ein separat zugänglicher Auslauf sollte auch hier angeboten werden. Durch einen speziellen Ferkelschlupf, den die Sau nicht passieren kann, wird Jungtieren unterschiedlicher Würfe aus benachbarten Buchten in einer kleineren Begegnungsbucht die Kontaktaufnahme ermöglicht und so das Sozialverhalten gefördert.

Etwa ab dem 10. bis 14. Lebenstag der Ferkel können die Sauen mit den Jungtieren auch wieder zu Gruppen zusammengeführt werden. Wichtig ist, dass die Sauen sich bereits kennen und der Altersunterschied der Ferkel nicht größer als maximal fünf Tage ist. Man rechnet hier mindestens dreieinhalb Quadratmeter Liegefläche pro Sau. Auch hier sollten Ferkelnester vorhanden sein, in welche die Sauen nicht hineinkönnen. Ein Absetzen der Ferkel von der Sau sollte frühestens sechs Wochen nach der Geburt erfolgen, da ein zu frühes Absetzen einen erheblichen Stressfaktor für die Ferkel darstellt.

Da Eber nicht ständig in der Gruppe gehalten werden können, muss eine getrennte Eberbucht vorhanden sein. Man rechnet mindestens sechs Quadratmeter Innenfläche pro Eber, geteilt in Liege- und Kotbereich, und möglichst eine Auslauffläche von acht Quadratmetern. Die Eber sollten die Möglichkeit haben, andere Schweine zu sehen, zu riechen und zu hören.

Ganzjährige Freilandhaltung

Für die extensive Weidehaltung sind nur wenige robuste Schweinerassen wie etwa das Wollschwein geeignet. Hierbei stehen den Tieren auf der Weide Hütten zur Verfügung, die im Sommer kühl und im Winter ausreichend warm sind. Man rechnet zwischen 500 und 900 Quadratmeter Weide pro Sau bzw. 700 bis 1.000 Quadratmeter für Muttersauen mit Ferkeln. In niederschlagsreichen Gegenden oder auf lehmigen Böden muss aber mit einer starken Verschlammung des Weidegrundes gerechnet werden.

Das Tierschutzgesetz (§ 2)

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
  2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
  3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. (Autor: Heike Pankatz)

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