Gesundheit von Rindern

Volle Leistung kann nur bei Gesundheit erbracht werden – Krankheit führt früher oder später zu Minderleistung. Wie aber hält man seine Rinder gesund, und wie unterscheidet man Gesundheit von Krankheit?

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Ein erwachsenes, gesundes Rind atmet ruhig mit 25 bos 40 Atemzügen pro Minute.© Image courtesy of federico stevanin at FreeDigitalPhotos.net

Das gesunde Rind

Gesunde Rinder verhalten sich aufmerksam und lebhaft. Die Aufnahme von Futter und Wasser erfolgt normal und in ausreichender Menge. Die Tiere zeigen eine ungestörte Wiederkautätigkeit, und auch das Abliegen und Aufstehen erfolgt ohne Probleme. Der Kotabsatz ist normal, die Kotkonsistenz typisch (breiig, aber nicht flüssig).

Ein guter Ernährungszustand ist daran erkennbar, dass die Rippen zwar zu fühlen, aber nicht zu sehen sind. Das Fell ist glatt, glänzend und sauber. Kotverschmierungen am Hinterteil sind kaum vorhanden. Die Umgebung der Augen ist sauber und trocken, auch die Nase ist sauber und ohne Ausfluss.

Ein erwachsenes, gesundes Rind atmet ruhig mit 25 bos 40 Atemzügen pro Minute, ein Kalb 40 bis 60 Mal. Horcht man an der seitlichen Bauchwand eines erwachsenen Rindes, so kann man zwei bis drei Pansenbewegungen innerhalb von zwei Minuten vernehmen. Die sichtbaren Schleimhäute (Lidbindehaut, Scheide, Maul) sind bei gesunden Tieren blass rosarot und feucht. Die Körpertemperatur beträgt 38 bis 39 Grad Celsius, bei Kälbern und hochtragenden Kühen etwa 0,5 Grad Celsius höher.

Das kranke Rind 

Wer seine Tiere einigermaßen aufmerksam beobachtet, der erkennt meist schon an wenigen äußeren Anzeichen, wenn etwas nicht stimmt. Die nachfolgend aufgelisteten Symptome sind immer ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt, und sollten in jedem Fall tierärztlich abgeklärt werden: 

  • Appetitlosigkeit
  • Plötzlicher Rückgang der Milchleistung
  • Gestörte oder fehlende Wiederkautätigkeit
  • Abmagerung
  • Juckreiz
  • Verschmutztes Fell
  • Stumpfes oder struppiges Haarkleid
  • Schwellungen an Gelenken
  • Schwellung am Nabel
  • Aufgezogener Rücken
  • Lahmheit
  • Schlagen nach dem Bauch
  • Ausfluss aus Augen oder Nase
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Schleimhäute gerötet / blass bis weiß
  • Husten
  • Durchfall
  • Fieber
  • Apathie
  • Vermehrtes Lecken

Vorbeugen ist besser als Heilen

Um Krankheitserregern möglichst keine Chance zu lassen und Verletzungsrisiken zu minimieren, kann man als Tierhalter vorbeugen. Eine regelmäßige, tägliche Kontrolle der Tiere und aller Futter- und Tränkeeinrichtungen ist selbstverständlich. Hygiene spielt bei der Vermeidung von Krankheiten eine wichtige Rolle. Verunreinigtes Trinkwasser, schmutz- oder gar kotverschmierte Tränken und Futtertröge, mit Fäkalien durchnässte Liegeflächen sind Brutstätten für Keime und machen früher oder später Tiere krank. Zeigt ein Tier Anzeichen für eine Erkrankung, so sollte es möglichst umgehend von den anderen separiert werden, um eine Ansteckung zu vermeiden. Zur Abklärung und Behandlung sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden.

Auch Stress bewirkt eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit und sollte möglichst vermieden werden. Futterumstellungen zum Beispiel sollten langsam erfolgen. Neue Tiere müssen vorsichtig in die Herde eingewöhnt werden. Soll ein Tier von der Herde separiert werden, sollte dies in Ruhe und ohne allzu große Aufregung für die übrigen Tiere erfolgen. Auch ein Weideumtrieb der gesamten Herde bedeutet Stress – bleibt das Leittier bei solchen Aktionen einigermaßen ruhig, so wirkt das beruhigend auch auf den Rest der Herde.

Äußeren Verletzungen ist bei der Planung und der Konstruktion der Haltungseinrichtungen nach Möglichkeit vorzubeugen. So muss etwa bei der Größe von Stallöffnungen oder Weidetoren die Größe der Rinder bedacht werden. Behornte Rassen benötigen mehr Abstand voneinander als unbehornte. Zu wenige Tränkeeinrichtungen oder zu enge Futterplätze können zu Rangeleien in der Herde führen. Die Liegeflächen müssen so groß sein, dass alle Tiere sich mühelos ablegen, ausstrecken und wieder aufrichten können.

Bei der Kälberaufzucht sollte in jedem Fall die Biestmilch der Mutterkuh an das eigene Kalb verfüttert werden. Die in dieser sehr gehaltvollen ersten Milch enthaltenen Antikörper der Mutter gelangen durch den Kälberdarm direkt ins Blut und schützen so das Neugeborene vor Infektionen. Da etwa 36 Stunden nach der Geburt die wertvollen Abwehrstoffe die Darmwand des Kalbes nicht mehr passieren können, spielt die Zeit hier eine besondere Rolle. Werden in einer Rinderhaltung häufig Kälber aufgezogen, so empfiehlt sich das Anlegen von Biestmilch-Reserven. Hierzu wird ein Teil der ersten Milch der älteren Mutterkühe in kleinen Portionen tiefgefroren und kann dann bei Bedarf schonend aufgetaut und an andere neugeborene Kälber des Betriebes gefüttert werden. (Heike Pankatz)

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