So verliert der Vogel die Angst

Ihr Papagei schreit oder fliegt ziellos umher, sobald Sie in die Nähe seines Käfigs kommen. Ein zahmer Partner, vorsichtige Annäherungsversuche mit Leckerlis und viel Geduld können dabei helfen, auch das Vertrauen extrem ängstlicher Vögel zu gewinne

Es sind nicht unbedingt nur Importvögel, die bereits erwachsen waren, als sie in einer Quarantänestation auf den Händler oder Käufer warteten. Es können auch die Kinder solcher Wildfänge sein, die von ihren Eltern gelernt haben, den Menschen zu fürchten.

Anzeichen für Angst

Die typischen Signale: Riesige dunkle Pupillen, heiseres Schreien, das sich ein wenig keuchend bis atemlos anhört, das Sich-fallen-lassen auf den Rücken oder den Volierenboden, das ziellose Auffliegen gegen Volierendecke ohne Rücksichtnahme auf den eigenen Körper. Und das Sich-festklemmen mit Krallen und Schnabel – meist ein regelrechtes Verkeilen im Gitter.

Ein Beschützer gegen die Angst

Die simpelste und erfolgreichste Methode ist ein zahmer Partner. Sehr gut geeignet sind Rosenköpfchen, die auch vor einem Ara keine Angst zeigen und durch ihre dauernde Körperkontaktsuche auch den ängstlichsten Vogel erweichen. Gut geeignet sind auch Nandaysittiche, die sich bedingungslos jedem Vogel anschließen. Manchmal klappt’s auch mit Wellen- oder Nymphensittich. Voraussetzung ist aber immer, dass der Beschützervogel handzahm und menschenfreundlich ist.

Weitere Maßnahmen

Wer nicht auf einen geflügelten Bändiger zurückgreifen kann, braucht Geduld. Beschaffen Sie sich einen Käfig, besser eine Voliere, bei der Sie alles von außen wechseln können: die Bodenstreu, Futter- und Wassernäpfe, Obst- und Hirsehaken. Stellen Sie das Heim so auf, dass es wenigstens an zwei Seiten "geschlossen" ist – in eine Nische zum Beispiel. Bieten Sie eine Sitzstange in der obersten, sichersten Ecke an, so dass Ihr Vogel Sie von oben aus beobachten kann und sich dabei "beschirmt" fühlt. Gewöhnen Sie sich an, alle Arbeiten am und im Käfig im Zeitlupentempo zu verrichten und dabei mit immer gleichen ruhigen, leicht singenden Worten mit ihm zu sprechen. Bevor Sie sich dem Käfig nähern, machen Sie den Vogel auf sich aufmerksam: wieder mit immer denselben Worten (zum Beispiel seinem Namen), das verhindert, dass er zusätzlich erschrickt.

Geduld und Leckerbissen

Wenn Ihr Vogel ruhig sitzen bleibt, auch wenn Sie am Käfig arbeiten, können Sie die Türe öffnen und – Zeitlupe und Singen – einen Leckerbissen aus der Hand anbieten. Auf flacher Handfläche, z.B. eine Zirbelnuss, ein Stückchen Apfel, eine Hagebutte etc. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Vogel jetzt begeistert auf Sie zuläuft. Das kann noch dauern. Aber irgendwann wird er mit weit gestrecktem Hals blitzschnell den Schnabel vorschnellen lassen und sich den Bissen schnappen, um sofort zurück auf seinen Schutzplatz zu klettern. Ab dann haben Sie gewonnen. Denn wenn er merkt, es passiert ihm von Ihnen nur Gutes, siegt sein Annäherungsbedürfnis. (Ursula Birr)

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