Nestbau und Brutpflege bei Ziervögeln

Das Reifen der Eier im Eileiter regt beim Vogelweibchen den Nestbautrieb an. Davon ebenfalls angeregt, sucht das Männchen den Nistplatz und beginnt damit, Nistmaterial heranzuschleppen.

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Nestbau und Brutpflege bei Ziervögeln.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Manche Vögel beginnen bereits mit dem ersten gelegten Ei zu brüten, andere warten damit, bis das Gelege komplett ist. Je nach Größe des Vogels, tritt jeden Tag oder jeden zweiten Tag ein Ei aus dem Eileiter hervor. Das Weibchen sorgt mit dem Bau des Nestes für ein mehr oder weniger weiches Auffangen des Geleges. Dieses kann, ebenfalls je nach Größe oder Familie, aus einem oder bis zu acht und mehr Eiern bestehen. Die meisten aus der großen Ordnung der Singvögel haben Gelege mit vier bis sechs Eiern. Loris und Tauben haben dagegen nur zwei, manche sogar nur eins aufzuweisen.

Nestbau

Mit der Balz und der Paarung reifen Eier im Eileiter heran und regen beim Weibchen den Nestbautrieb an. Das Männchen wird begleitend ebenfalls angeregt. Es sucht oft den Nestplatz oder die Nisthöhle aus und schleppt mit dem Weibchen zusammen oder alleine das Nistmaterial heran, während das Weibchen es dann verbaut. Manche Vögel tragen mehrere hundert Einzelteile für ihr kompaktes Nest heran und verkleiden es zudem noch mit Flechten und Spinnweben. Andere fügen nur ein paar Reiser zusammen, so dass die Eier durch den Boden zu sehen sind. Das Weibchen formt das Nest mit ihrem Körper je nach Art mehr oder weniger sorgfältig. Einige Papageien beißen Holzpartikel oder Mulm von den Innenwänden der Nisthöhlen, um weiche Unterlagen für die Eier und Nestlinge zu haben. Andere befördern jedes Material hinaus und haben lieber einen blitzblanken Boden für ihren Nachwuchs.

Brut

Eine  oder zwei Wochen nach der ersten Paarung beginnt das Weibchen die  Eier abzulegen.  Diese brauchen eine Temperatur von 37 - 39° C für die Entwicklung der Embryonen. Bei Kanarienvögeln, Wellensittichen und anderen Kleinvögeln kann man beim Durchleuchten der Eier schon nach fünf bis sechs Tagen rote Fäden im Innern des Eis die Entwicklung des Embryos feststellen. Mit dessen weiterer Entwicklung wird es im Innern dunkel. Unbefruchtete Eier bleiben hingegen klar. Sind die Embryonen abgestorben, verfärben sich die Eier. Dazu kann es kommen, wenn die Eier zu lange Abkühlen, wenngleich längere Stunden des Nichtbrütens den Embryonen keinen Schaden zufügen. Oft verlängert sich nur die Brutdauer.

Brutverlauf

Manche Weibchen – zum Beispiel die Wellensittichdame und viele andere Papageien – fangen gleich nach dem Legen des ersten Eies zu brüten an. Die Jungen schlüpfen dann mit zwei Tagen Abstand zueinander. Andere sitzen oft schon früher im Nest, ohne ihren Brutfleck auf die Eier zu drücken und brüten erst, wenn das Gelege komplett ist. Der Brutfleck ist eine stark durchblutete Region in der Bauchmitte, die für die notwendige Brutwärme sorgt. Bei vielen Vogelarten - zum Beispiel Papageien außer Kakadus mit Nymphensittich – brütet nur das Weibchen. Es wird dann aber vom Männchen regelmäßig gefüttert. Auch halten viele Männchen in der Nähe des Nestes oder vor dem Nistkasten Wache.

Brutdauer

Die Brutdauer beträgt je nach Größe, Ordnung und Familie des Vogels zwischen 11 und 30 Tage. Sie kann sich um einige Tage verlängern. Der Grund dafür sind meist Störungen am Nest, wie zum Beispiel Wetterstürze, die weniger festes Brüten oder Brutunterbrechungen zur Folge haben. Darum sollte auf ein Scheitern der Brut nicht zu früh geschlossen werden. Der erfahrene Züchter sieht schnell, ob ein Ei nach Ablauf der normalen Brutdauer klar bleibt, oder ob es sich bräunlich verfärbt, was ein Anzeichen für das Verwesen eines toten Embryos ist. Solche Eier sollten sofort entfernt werden, denn sie können durch ihr Platzen die lebenden Küken in den Schalen oder schon geschlüpfte Küken gefährden. Das kann besonders dann vorkommen, wenn sie am Gefieder des brütenden Vogels festkleben und versehentlich aus dem Nest getragen werden. (Horst Bielfeld)

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