Geschmackssinn bei Katzen

Nicht nur der Geschmack der servierten Speise muss für die Katze stimmen, sondern auch ihr Geruch, ihre Form und Temperatur.

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© Foto: Tinka / Fotolia

Angenommen, die Katze bekommt ihr Lieblingsessen auf einem Teller serviert, an dem noch Zwiebelgeruch haftet oder vielleicht Spuren eines zitronig duftenden Geschirrspülmittels geblieben sind. Dann kann es gut sein, dass sie das Futter nicht anrührt. Denn die Nase isst mit bei der Katze. Auch Tast- und Temperatursinn tragen dazu bei, ob die Katze etwas als schmackhaft empfindet – es ist also eine ganze Reihe von Faktoren im Spiel.

Zum einen natürlich der Geschmackssinn. Die Katzenzunge ist bedeckt mit verschieden geformten Papillen. Einige davon, nämlich die Blätterpapillen, die umwallten Papillen und die pilzförmigen Papillen besitzen Geschmacksknospen und sitzen gehäuft an der Spitze, entlang der Seiten und hinten auf der Zunge. Deren Rezeptoren übermitteln Informationen an das Gehirn, so dass die Katze sauer, salzig und bitter schmecken kann.

Katzenzungen schmecken WasserDazu reagiert ihr Geschmackssinn auf Wasser und chemische Verbindungen, die Stickstoff und Schwefel enthalten, insbesondere auf Aminosäuren, die Bausteine der Proteine. Dafür hat sie kaum Rezeptoren für Süßes. Alles typisch für einen Fleischfresser. Aber auch der Geruchssinn hat etwas zu melden, denn der ist bei der Katze eng mit dem Geschmackssinn verknüpft und die Rezeptoren von beiden senden Signale zum Gehirn. Wenn zum Beispiel der Geruch von tierischem Fett eine Katze anzieht, analysiert sie ihn, bevor sie eine Geschmacksprobe nimmt. Das läuft so subtil ab, dass der Besitzer dies nicht einmal bemerkt.

Katzen können sogar buchstäblich Luft schmecken, eine Fähigkeit, die Hunden und Menschen fehlt. Oben im Katzenmaul sitzt gleich hinter den Vorderzähnen das Jacobsonsche Organ. Wird die Katze von einem Geruch gefesselt, zieht sie ihre Oberlippe zurück und inhaliert mit leicht geöffnetem Mund die Geruchsmoleküle. Dann drückt sie ihre Zunge gegen das Jacobsonsche Organ und hält den Atem an, während ihr Gehirn die chemische Zusammensetzung des Geruchs analysiert. (Dieses Flehmen wird oft als Ausdruck von Ekel missverstanden).

Futter muss sich gut anfühlenHat das servierte Futter nun ihren Geschmack getroffen? Das hängt nun noch von dessen Beschaffenheit ab. Katzenfutterhersteller haben genau erforscht, wie sich das Essen im Katzenmäulchen anfühlen muss, und dabei festgestellt, dass Dosenfutter in Stücken beliebter ist als eines im Ganzen. Und hat sie die Wahl zwischen einem körperwarmen Imbiss oder einem direkt aus dem Kühlschrank, dann entscheidet sie sich in der Regel für den mit (Mäuse-)Körpertemperatur. Zugefügte Fleischextrakte können die Schmackhaftigkeit einer Speise noch erhöhen.

Knusprig wie MäuseknochenAngebotenes Trockenfutter muss knusprig sein, viele Hauskatzen mögen es scheinbar deshalb, weil es ihnen das angenehme Gefühl vermittelt, auf Knöchelchen zu beißen. Dabei zeigten die meisten Testesser interessanterweise eine Vorliebe für stern- und scheibenförmige Häppchen, wofür es noch keine Erklärung gibt. Mag eine Katze noch so wählerisch sein, vor Schaden kann ihr kritischer Geschmack sie nicht bewahren: Sie können nicht schmecken, ob Fleisch Toxoplasmose verseucht ist, trinken Kuhmilch, obwohl sie sie nicht vertragen, vergiften sich, indem sie an giftigen Pflanzen knabbern. Einen Sinn für Schadstoffe haben sie leider nicht. (Nina Boehme)

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