Haltung

Das muss der ideale Kratzbaum können

Kratzen und Krallenschärfen müssen sein! Und dass eine Katze ein wirklich attraktives Kratz- und Klettermöbel braucht und dieses mehrere Funktionen erfüllen muss, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.

Weiß-graue Katze sitzt auf Kratzbaum
Welchen Kratzbaum würden Katzen wohl kaufen?© shutterstock / Nadinelle

Was verstehen Sie unter "attraktiv"? Haben Sie schon mal überlegt, ob das gute Stück zwar beim Erwerb als Kratzbaum bezeichnet wurde, diesen Namen aber eigentlich gar nicht verdient und daher weder den Ansprüchen Ihrer Katze noch seiner ursprünglichen Bestimmung gerecht wird?

Was würden Katzen kaufen?

Katzen hätten am liebsten einen Wald, gar keine Frage. Er ist ideal geeignet für den Bewegungsdrang unserer Kletterkünstlerin, weil sie darin nach Herzenslust herumturnen, die Krallen abwetzen, sich fit und gesund halten – und zurückziehen – kann. Doch einen Wald bringen wir im Wohnzimmer leider nicht unter. Weshalb die Alternative für Salonlöwen Kratzbaum heißt, der nicht nur zielgerichtet all dies ermöglichen sollte, sondern auch als einziges Möbelstück der Katze alleine gehört, sozusagen ihr Lebensmittelpunkt ist – neben uns.

Was muss der Kratzbaum "können"?

  • die Bodenplatte breit und stabil ist und das Ding nicht ins Kippen kommt oder gar mitten auf den neuen Glastisch donnert, wenn Mieze mit Karacho andüst;
  • sich nicht zuunterst ein – meist wenig standfestes – Schlafhäuschen befindet (das die meisten Katzen sowieso nie bewohnen), und dass
  • der unterste Stamm zumindest 80 Zentimeter ist, weil sich Katzen beim Krallenschärfen ausgiebig strecken und nicht verbiegen wollen.
Ideal ist natürlich, wenn der Kratzbaum bis zur Decke geht und die beliebtesten Schlafplätze (absolut top: Hängematten!), ein Häuschen etc. im oberen Bereich angebracht sind. Viele Liegeflächen sind nicht nötig, aber drapieren Sie diese im Wendeltreppensystem, um längere Strecken zum Klettern und Springen zu schaffen. Die meisten Modelle heute sind erweiterbar, sodass Sie zu Anfang nicht zu tief in die Tasche greifen müssen.

Vom Zwerg zum Riesen

Haben Sie aber nun ein richtiges Riesending mit Luxuslandschaft angeschafft, und nun steht es als nutzloses Objekt herum, weil Ihre Samtpfote trotzdem die Sofaecke traktiert? Dann liegt es vielleicht am Standort. Besonders Katzenhalter, deren Augen sich durch das notwendige Übel beleidigt fühlen, platzieren es an Orten, wo es das Ambiente am wenigsten verschandelt. Gehören Sie auch dazu? Nun, möchten Sie in der Diele schlafen oder würden Ihr Lieblingssofa auch dann gern benutzen, wenn es in der Abstellkammer steht? Oder, andersherum, haben Sie Ihr Handy immer in der Nähe oder müssen Sie jedes Mal durch die halbe Wohnung laufen, wenn es klingelt?

  • Katzen kratzen nämlich bevorzugt auf mehr oder minder direktem Weg irgendwo zwischen Schlafplatz und Futterstelle.
  • Außerdem schätzen sie sowohl die Ungestörtheit der obersten Etage als auch das Vergnügen, von dort aus die am meisten von ihren Menschen frequentierten Räume übersehen zu können, um quasi inkognito immer dabei zu sein. Beobachten ist eine der Lieblingsbeschäftigungen! Außerdem gibt es kaum etwas Schöneres, als wenn Zwerge endlich auf die Riesen runtergucken können!
Könnte das Problem also auf dieser Ursache beruhen, dann haben Sie Glück im Unglück, denn ein neuer Stellplatz ist häufiger die Lösung, als gemeinhin angenommen wird. Natürlich auch dann, wenn sich Mieze lieber in einen Schrank zurückzieht, weil durch das Getöse der Stereoanlage etc. die Schrauben vom Klettermöbel schon von alleine herausfallen – das müssen Sie eben ergründen. Einen Versuch zumindest ist es wert.

Apropos Couch

Kratzbaum kaufen, hinstellen und erwarten, dass Ihre Katze nun von ihrer Gewohnheit, die Couch zu malträtieren, ablässt, ist relativ blauäugig. Umerziehung (siehe "Möbelkratzen") ist nötig, inklusive Loben beim erwünschten Gebrauch.

  • Klettert sie zwar, kratzt aber nicht, müssen Sie’s ihr zeigen: Die Katze in fast aufrechter Haltung wie ein Erdmännchen halten, die Hinterfüße nahe am Stamm, die Vorderpfoten leicht auf den Stamm drücken, sodass sich die Krallen ausfahren und dann sachte auf- und abstreifen. Loben. Öfter wiederholen, bis es klappt. Kommen Sie sich dabei blöd vor, dann denken Sie an das Ableben Ihres Sofas, das hilft.
  • Klettert die Katze auch nicht: Hängen Sie sie mit allen Vieren wie ein Äffchen dran, aber bitte knapp über einer Liege, falls sie abstürzt.

Düfte helfen meist nicht

Hoffen Sie nicht darauf, der Mieze einen ungeliebten Kratzbaum oder ein ödes Kratzbrett mit Baldrian oder Katzenminze schmackhaft zu machen. Abgesehen davon, dass nur 50 Prozent aller Katzen auf Minze reagieren, können sie die Wirkung beider nicht mit Kratzen in Verbindung bringen. Wie auch? Baldrian in winzigen Mengen fördert den Schlaf, in größeren macht es "high". Und intensive Duftorgien (dazu gehört auch starkes Parfüm) haben eine ähnliche Wirkung wie ein greller Blitz: Sie machen "blind", und es könnte sein, dass die Katze mit Aggression kontert.

Auch das Besprühen des Kratzbaumes mit Pheromon-Sprays (Wohlfühl-Pheromon der F3-Fraktion; z.B. Feliway CLASSIC) nutzt wenig und ist eher kontraproduktiv, denn die Katze sieht den Kratzbaum dann als "markiert" an – und warum sollte sie dann noch daran kratzen? Besser ist es, die Flächen, an denen die Katze nicht kratzen soll, mit solchen Sprays zu besprühen.

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