Leukose & FeLV bei Katzen

Allgemein bekannt ist die FeLV-Infektion unter dem Namen "Leukose". So sollte man die Infektion aber nach Katrin Hartmann, Professorin an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München, nicht mehr nennen.

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Es gibt kein Medikament, das die FeL-Viren genauso abtötet, wie ein Antibiotikum Bakterien vernichtet.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Denn die Bezeichnung "Leukose" führt zu Missverständnissen. Erstens bedeutet die Infektion mit dem Felinen Leukämievirus nicht zwangsläufig, dass die Katze an Leukose erkrankt, und zweitens kann Leukose eine tumoröse Krankheit des Immunsystems sein. Tatsächlich kann eine Infektion mit dem FeL-Virus zu vielen Krankheiten führen. Sie kann Blutarmut, chronische Entzündungen des Darms, der Nieren, der Regenbogenhaut des Auges und Krebserkrankungen wie Leukämie und bösartige Tumoren der Lymphknoten (die klassische Leukose) zur Folge haben. Eine FeLV-Infektion beeinträchtigt außerdem das Immunsystem des betroffenen Tieres. Andere Erreger (z. B. Herpesviren, Toxoplasmen, Kryptokokken u.a.) nutzen die Schwäche des Abwehrsystems und verursachen schwere Erkrankungen. Besonders häufig leiden FeLV-positive Katzen an chronischen Zahnfleischentzündungen, schlecht heilenden, eitrigen Wunden oder Ohrentzündungen.

Junge Katzen sind sehr gefährdet

Die Katzen stecken sich über den Kontakt mit FeLV-positiven Katzen an, die das Virus über Speichel, Kot und Urin ausscheiden. Für die Übertragung ist in der Regel ein enger Kontakt unter den Katzen notwendig. Außerdem kann eine Katzenmutter das Virus auf ihre ungeborenen Babys übertragen. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, dass sich die Katzenwelpen beim Saugen an einer infizierten Milchdrüse anstecken. Außerhalb des Katzenkörpers stirbt das Virus rasch ab. Trotzdem besteht ein Restrisiko bei der Benutzung gemeinsamer Fress- und Trinknäpfe oder Toiletten. FeLV ist besonders heimtückisch, weil Katzen dieses Virus oft über Monate, z.T. Jahre in sich tragen und ausscheiden können, ohne dass sie Symptome zeigen. Völlig gesund wirkende Katzen werden so zur Gefahr für alle anderen Katzen in ihrer Umgebung. Besonders gefährdet sind Katzen unter zwei Jahren und immungeschwächte Tiere. Ein Trost ist, dass die meisten ausgewachsenen Katzen mit dem Virus fertig werden. Ihr Immunsystem kann das Virus aus dem Körper eliminieren und eine Immunität gegen eine erneute Infektion entwickeln. Anderen Katzen gelingt es, das FeLV in Schach zu halten. Sie werden zwar nicht krank, können das Virus auf der anderen Seite auch nicht loswerden, es "versteckt sich” in den Zellen verschiedener Gewebe und kann bei handelsüblichen Tests nicht nachgewiesen werden. Infizierte Katzen, bei denen das Virus nicht nachweisbar ist, sind – solange ihr Immunsystem intakt ist – in der Regel auch keine Gefahr für andere Katzen. Das ändert sich schlagartig bei der geringsten Schwächung des Immunsystems (z.B. durch Stress, Trächtigkeit oder eine Krankheit). Dann können sich die Viren vermehren und zu einer Erkrankung führen. Außerdem gefährden diese Tiere dann alle anderen, die noch keine Immunität gegen FeLV entwickeln konnten, denn sobald die Viren Oberwasser haben, werden sie auch wieder ausgeschieden.

Die Infektion ist kein Todesurteil

Es gibt kein Medikament, das die FeL-Viren genauso abtötet, wie ein Antibiotikum Bakterien vernichtet. Aber ein positiver FeLV-Test bedeutet auch nicht, dass die Katze zwangsläufig in kürzester Frist sterben muss. Es besteht noch die Möglichkeit, dass die Katze das Virus selbst besiegt. Daher sollte man einen zweiten Test im Abstand von mehreren Wochen durchführen lassen. Auf jeden Fall sollten Sie bei einem positiven Testergebnis auch die anderen Katzen in ihrem Haushalt testen lassen.

Wohnungskatzen haben bessere Chancen

Ist die Katze auch beim zweiten Test FeLV-positiv, kann sie mit Glück, guter Pflege und intensiver tierärztlicher Betreuung noch ein gutes Leben führen. Viele Krankheiten im Gefolge der FeLV-Infektion lassen sich gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Am besten kommen übrigens allein gehaltene Wohnungskatzen mit der Infektion zurecht. Freigänger mit FeLV gefährden nicht nur andere Katzen, sondern werden auch selbst schneller krank, weil sie Stress und anderen Erregern mehr ausgesetzt sind als die Stubenhocker. Bricht FeLV im Vollbild aus, gibt es in der Regel keine Rettung mehr. Daher ist die Vorbeugung gegen eine Infektion die wichtigste Schutzmaßnahme gegen eine Erkrankung. Tatsächlich waren vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen und das Trennen von FeLV-positiven von FeLV-negativen Katzen außerordentlich erfolgreich. Waren vor 20 Jahren noch etwa 8% aller getesteten Katzen in Deutschland FeLV-positiv, sind es heute nur noch ca. 4%.

Neue Behandlungsmethoden gegen Virus-Erkrankungen

Das in der Humanmedizin bei sonst unheilbaren Erkrankungen wie Leukämie oder Hepatitis B und C eingesetzte Interferon ist jetzt auch für die Veterinärmedizin verfügbar. Interferon ist ein vom Körper produziertes Protein, das gesunde Zellen zum Aufbau von Enzymen veranlasst. Die wiederum aktivieren körpereigene Abwehrmechanismen und hemmen die Vermehrung von Viren. Menschliches Interferon lässt sich nicht in der Tiermedizin verwenden, da die Substanzen genetisch unterschiedlich sind. Das jetzt von Virbac entwickelte Interferon speziell für die Tiermedizin wurde bereits erfolgreich bei schweren Virusinfektionen wie FIV (Katzen-Aids) und Leukose sowie Katzenschnupfen eingesetzt. Die Behandlungskosten sind deutlich geringer als die in der Humanmedizin. Omega-Interferon, der aktive Wirkstoff, gehört zur Familie der Zytokine, Molekülen, die als Botenstoffe arbeiten, die Aktivität immunkompetenter Zellen steuern und so die körpereigene Abwehr auf Infektionen positiv beeinflussen. Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass sich mit dem Katzen-Interferon künftig auch Krankheiten wie FIP (Infektiöse Peritonitis) oder Tumorerkrankungen behandeln lassen.

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