Stille Katzen haben oft schlechte Karten

Im Tierheim warten Katzen, die ihr Zuhause verloren haben, auf eine neue Chance. Diejenigen, die sehr jung, sehr hübsch, sehr selbstbewusst sind, überzeugen Besucher sehr schnell von sich. Andere haben schlechte Karten. 

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Schüchterne Katzen finden nur schwer einen neuen Platz. © stock.adobe.com/279photo

Wenn Sie sich eine Katze aus dem Tierheim holen möchten, sollten Sie sich bei einem Erstbesuch alle Katzen zeigen lassen. Am einfachsten werden die Katzen vermittelt, die Besucher neugierig empfangen und sich gleich streicheln lassen. Doch gerade im Tierheim lohnt es sich, den stilleren Katzen ganz bewusst Beachtung zu schenken. 

Viele Katzen sind eher zurückhaltend

Die Katzen, die im Tierheim still im Hintergrund warten, sind alles andere als zweite Wahl! Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause, aber Ihr Schlüssel passt nicht mehr. Ihre Familie, alles, was in Ihrem Leben wichtig war, ist weg. Sie stehen vor dem totalen Nichts ... Wären Sie jetzt in der Stimmung, erfolgreich ein Bewerbungsgespräch zu führen? Genau in dieser Situation aber befinden sich Katzen im Tierheim.

Die wenigsten Tiere dort werden von einem liebevollen Besitzer gebracht, der vergeblich versucht hat, die Trennung zu vermeiden. Fundkatzen überwiegen – zurückgelassene, brutal ausgesetzte Tiere, denen der Schock und die Angst nach dem Erlebten tief in den Knochen sitzen. Doch in ihnen schlummern anhängliche Sofalöwen, die nur ein wenig Auftauen müssen, ehe sie einem Menschen wieder ihr volles Vertrauen schenken können. Doch die Geduld zahlt sich aus. 

Das Tierheim ist eine Ausnahmesituation

Mit einem verständnisvollen Menschen an ihrer Seite, in einer Umgebung, die das Gefühl von Geborgenheit vermittelt, kommt eine Katze über negative Erfahrungen hinweg. Doch ein Tierheim ist, bei aller Mühe der Pfleger, dafür kaum der geeignete Ort. Dazu sind dort zu viele Tiere auf engem Raum, zu viel Stress, zu viele Gerüche und Geräusche. Für viele Katzen dauert ihr Albtraum im Tierheim meist immer noch an. 

Sie verkriechen sich, versuchen, sich "unsichtbar" zu machen. Viele retten sich, indem sie sich ganz in sich selbst zurückziehen, die anderen Katzen und vor allem all die fremden Menschen, die laufend vor ihnen stehen, einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Dummerweise sollen sie genau mit diesen Menschen ein "Bewerbungsgespräch" über eine mögliche Adoption führen.

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Schauen Sie auch nach "Aschenputteln"

Der Mensch, auf der Suche nach einer schnurrenden Lebensgefährtin, hat vor der Tierheimtür vielleicht noch klare Vorstellungen, was für eine Katze er sucht – um sie hinter der Tür sehr schnell zu vergessen. Da sind die Katzenwelpen, die mit geballtem Baby-Charme auf den Besucher zustürzen und ihn (fast immer) sehr schnell um die kleine Pfote wickeln.

Bei den älteren Tieren drängen sich die Selbstbewussten, die Dominanten,  in den Vordergrund, sie sehen ihre Chance und nutzen sie konsequent. Sie schmeicheln um die Beine, wollen auf den Arm und schnurren "Hol mich hier raus" in allen Tonlagen, weil sie wissen, dass ein entzückter Besucher ihr Passierschein in ein neues Leben sein kann.

Die Schüchternen, die Sensiblen, die Älteren, die seelisch Verletzten, die sich nicht perfekt als Traumkatze präsentieren können, haben dagegen schlechte Karten.

4 Tipps, wie Sie im Tierheim die Wahl treffen

Damit Sie aber wirklich Ihre ganz persönliche Traumkatze im Tierheim finden, sollten Sie sich an die folgenden Regeln halten:

  • Überlegen Sie vorher, welche Katze in Ihr Leben passt und was Sie ihr bieten können. Setzen Sie sich nicht unter Druck, nach dem Motto "Heute Vormittag gehe ich ins Tierheim und hole mir eine Katze". 
  • Nehmen Sie sich im Tierheim Zeit, die Katzen zu beobachten und kennenzulernen. Besuchen Sie die Katzen dort ruhig an mehreren Tagen.
  • Lassen Sie sich nicht gleich von der ersten selbstbewussten Katze, die sich herandrängt, "überzeugen".
  • Schauen sie sich besonders die zurückhaltenden Katzen im Hintergrund an. Kommen Sie notfalls mehrmals – sie könnten sonst eventuell den Fund Ihres Lebens verpassen.

Keine Katze als Weihnachtsgeschenk aussuchen

Es ist eine traurige Wahrheit: Katzen, die zu Weihnachten verschenkt wurden, landen spätestens im Januar im Tierheim!

  • Die Weihnachtstage mit viel Besuch und Unruhe im Haus sind der schlechteste Zeitpunkt, eine Katze in die Familie aufzunehmen.
  • Gerade Kinder und junge Leute haben ein falsches Bild, wie viel Arbeit und Rücksichtnahme ein Tier im Haushalt bedeutet.
  • Jüngere Kinder sind mit der Verantwortung für eine Katze überfordert; ältere haben kaum genug Zeit, um sich um eine Katze zu kümmern. Besser ist, Sie schenken ein Buch über Katzen, einen Gutschein für eine "Probekatze" (Urlaubspflege), danach weiß die ganze Familie, ob eine Katze zu ihr passt.
  • Verschenken Sie nie eine Katze als Trost-Gefährtin an einen älteren Menschen. Eine Katze ersetzt keinen Menschen, und ihre Versorgung und Pflege werden mit zunehmendem Alter eher zur Belastung.
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