Kreuzbandriss bei Hunden: Häufige Lahmheitsursache

Der Riss des vorderen Kreuzbandes im Knie hat auch bei Hunden schmerzhafte Lahmheiten zu Folge. Als Spätfolgen der Erkrankung drohen Kniearthrosen, die ein Leben lang behandelt werden müssen. Lesen Sie hier, wie Sie einen Kreuzbandriss bei Ihrem Hund erkennen und wie die Therapie aussehen sollte.

 

Golden Retriever
Golden Retriever gehören zu den Rassen, die besonders anfällig für einen Kreuzbandriss sind.© Stock.adobe.com/David Conger

Ein Kreuzbandriss kommt bei Hunden oft wie aus heiterem Himmel. Gerade noch springt der Hund fröhlich seinem Ball hinterher, plötzlich hört man ihn aufjaulen und er humpelt auf drei Beinen. Äußerlich sind keine Verletzungen zu erkennen.

Kreuzbandriss beim Hund: Verletzung durch Verschleiß

Der Kreuzbandriss ist einer der häufigsten Gründe für eine Lahmheit der Hinterbeine beim Hund. Rund 20 % der Lahmheiten der Hinterbeine, die vom Tierarzt behandelt werden müssen, werden von einem Riss des vorderen Kreuzbandes im Knie des Hundes verursacht.

Während es beim Menschen meistens durch einen Unfall zu einem Kreuzbandriss kommt, ist diese Verletzung beim Hund in der Regel die Folge einer Verschleißerkrankung, bei der das Band allmählich dünner und schwächer wird, bis es schließlich bei einer minimalen Belastung reißt. Die Ursachen für diese Materialermüdung sind noch nicht bekannt. Da bei rund 60 % der Patienten das Kreuzband des anderen Hinterbeins meist innerhalb eines Jahres nach dem ersten Kreuzbandriss auch reißt, spricht einiges für eine erbliche Veranlagung.

Diese Hunde sind von Kreuzbandrissen besonders betroffen

Tatsächlich sind bestimmte Rassen, wie beispielsweise Golden und Labrador Retriever, Neufundländer, Rottweiler, Bulldogge, Bullterrier und Boxer deutlich häufiger betroffen als andere. Grundsätzlich können jedoch auch Hunde anderer Rassen einen Kreuzbandriss erleiden. Dabei sind große, schwere oder übergewichtige Hunde mit steilen Kniegelenken oder O-Beinen besonders anfällig für diese Verletzung.

Großer Hund Kreuzbandriss

Große Hunde erleiden leichter einen Kreuzbandriss. ©stock.adobe.com/Grigorita Ko

Symptome für einen Kreuzbandriss bei Hunden

Der Riss des Kreuzbandes ist kurzfristig mit starken Schmerzenim Knie verbunden, infolgedessen setzten die frisch verletzten Tiere das betroffene Hinterbein nicht auf. Das Kniegelenk ist nach dem Kreuzbandriss in der Regel geschwollen. Einige Hunde spreizen das verletzte, schmerzende Knie beim Sitzen froschartig ab. Mit der Zeit werden die Symptome in der Regel schwächer und der Hund lahmt nicht mehr so stark. Die Lahmheit kann aber schubweise wieder schlimmer werden. Im Nachhinein, wenn die Diagnose feststeht, fällt vielen Besitzern wieder ein, dass ihr Hund bereits vor dem Kreuzbandriss immer mal wieder leicht lahmte. Die leichten Lahmheiten im Vorfeld können die ersten Symptome einer Instabilität im Knie durch das verschlissene Kreuzband und eine beginnende Arthrose sein.

Kreuzbandriss beim Hund diagnostizieren durch Schubladenphänomen

Bei einem Verdacht auf Kreuzbandriss versucht der Tierarzt den Unterschenkel gegenüber dem Oberschenkel nach vorne zu schieben. Gelingt das, spricht man vom Schubladenphänomen, das als Beweis für das Vorliegen eines Kreuzbandrisses gilt. Bei sehr kräftiger Muskulatur, einer verhärtenden Gelenkkapsel oder einem nicht vollständigen Riss des Bandes funktioniert das Schubladenphänomen aber manchmal nicht. In diesen Fällen kann auch eine Gelenkspiegelung, eine sogenannte Arthroskopie, oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) nötig sein, um eine sichere Diagnose zu stellen. Muss eine Knieoperationen durchgeführt werden, überweist der Tierarzt den Hund meist an eine Tierklinik, die sich auf orthopädische Eingriffe spezialisiert hat.

Behandlungsmethoden bei Kreuzbandriss des Hundes

In der Regel muss ein Kreuzbandriss operiert werden. Nur bei schlanken, kleinen Hunden mit unverletzten Menisken kann man auf eine Operation verzichten. Im Rahmen der konservativen Therapie bekommen die Tiere entzündungshemmende Schmerzmittel und dürfen sechs Wochen nur kurz und an der Leine bewegt werden. Physiotherapeutische Anwendungen ergänzen die Therapie. Man hofft, dass sich das Knie durch die Vernarbung der Kapsel stabilisiert und sich der Hund nach der Behandlung wieder schmerzfrei bewegen kann.

Keine Alternative zur Operation des Kreuzbandriss gibt es:

  • wenn die konservative Therapie keinen Erfolg hat
  • wenn der Hund groß und/oder schwer ist
  • wenn die die Menisken verletzt sind
  • wenn andere Risikofaktoren bestehen

 

 

Es stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung. Die Entscheidung für eine Operationsmethode hängt vom Alter, der Größe, dem Gewicht des Patienten und den weiteren Schäden im Gelenk ab.

1. Kapselstraffung / Tighttrope®

Bei einer Kapselstraffung oder Tighttrope® wird das Gelenk von außen stabilisiert. Die Bandersatzmethode stabilisiert das Knie von innen. Beide Methoden können in der Regel nur bei höchstens mittelgroßen Hunden erfolgreich durchgeführt werden und eignen sich nicht für große und/oder schwere Hunde, weil die Kräfte, die auf das Kniegelenk wirken, bei diesen Tieren groß sind und dazu führen können, dass auch der Bandersatz reißt.

2. Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO) und Tibial Tuberosity Advancement (TTA)

Für große, schwere Hunde werden Eingriffe empfohlen, die die Biomechanik des Knies verändern. Bei der Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO) oder der Tibial Tuberosity Advancement (TTA) bringt der Chirurg die Knochen in eine andere Stellung zueinander. Dadurch stabilisiert er das Gelenk und erreicht, dass die biomechanischen Zug- und Scherkräfte, die auf das Gelenk einwirken, abgefangen und abgeschwächt werden. Meist dürfen die Hunde nach einer Nacht in der Tierklinik zur Rekonvaleszenz nach Hause.

Hund bei OP

Bei einem Kreuzbandriss muss meist operiert werden. ©stock.adobe.com/alexsokolov

Pflege des Hundes nach der Operation am Kreuzband

In den ersten zwei Wochen nach der Operation sollte der Hund geschont werden, damit die Wunde in Ruhe heilen kann. Das heißt die täglichen Spaziergänge sollten auf das Verrichten der Geschäfte beschränkt werden. Dabei herrscht natürlich Leinenzwang. In Absprache mit dem Tierarzt kann man den Heilungsprozess mit sanften Maßnahmen, wie beispielsweise Hochlagern des Knies oder Kältepackungen gegen die Schwellung unterstützen.

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Hund freiwillig mitmacht, denn jeder Widerstand seitens des Hundes erhöht das Risiko für Komplikationen beim Heilungsprozess.

Langsamer Trainingsaufbau nach Kreuzbandriss beim Hund

Nach dem Fäden ziehen kann das Bewegungsprogramm des Hundes ganz langsam gesteigert werden.

  • Woche 3 und 4 nach OP: In der dritten und vierten Woche dürfen die Hunde an der Leine meist schon ein paar Minuten locker und langsam joggen. Die Spaziergänge sollten aber noch nicht länger als eine Viertelstunde betragen.
  • Ab Woche 5 nach OP: Ab der fünften Woche können die Hunde dann schon 20 bis 30 Minuten an der Leine spazieren gehen oder kurz joggen.
  • Woche 7 bis 9 nach OP: Mit zunehmender Belastbarkeit wird der Spaziergang in der siebten bis neunten Woche dann allmählich auf eine Dreiviertelstunde ausgedehnt, ganz kurz dürfen vernünftige Hunde nun auch schon von der Leine.
  • Ab Woche 10 nach OP: Ab der zehnten Woche ist dann auch wieder Spiel, Spaß und sportliches Training in Maßen erlaubt.

 

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