Nachhaltiges Hundespielzeug: Wie Sie Giftstoffe vermeiden können

Robuste Hundespielzeuge stehen hoch im Kurs, ähnlich wie Plüschtiere oder Zerrtaue. Doch leider sind sehr viele davon hochgiftig. Nachhaltiges Hundespielzeug bietet eine gesunde und gefahrlose Alternative. Hier erfahren Sie, wie Sie Schadstoffe vermeiden können.

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Die Ansprüche an Hundespielzeug sind hoch: Es soll robust und langlebig sein und den Hund zum Spielen animieren. Wichtig ist aber auch, dass es schadstofffrei ist.© otsphoto - stock.adobe.com

Auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung für ihren Hund greifen Frauchen und Herrchen zu Bällen, Kauspielzeugen oder Stofftieren. Hauptsache, das Spielzeug passt zu den Interessen ihres Lieblings: apportieren, erschnüffeln, kauen oder kuscheln. Die Bestandteile der Gegenstände bleiben dabei meistens außer Acht. Ein fataler Fehler! Aufgrund der miserablen Gesetzeslage ist Hundespielzeug oft giftig. Wie Sie Schadstoffe vermeiden können und warum nachhaltiges Hundespielzeug Ihren Fellfreund schützt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhaltsübersicht

Die inneren Werte der Hundespielzeuge zählen

Das Sortiment an Hundespielzeug im Handel ist enorm: Kuscheltiere für die Schmuser, Bälle für die Läufer, Zerrseile für die Beutefänger, Frisbees für die Luftspringer, Kauspielzeug für die Kaumonster. Nicht anders als Menschen, die ihren Hobbys frönen, möchten auch Hunde artgerecht beschäftigt werden

Besonders hoch im Kurs ist dabei unkaputtbares Hundespielzeug. Denn mit der hohen Beißkraft und unermüdlichen Ausdauer stellen gerade die starken Kauer ihre Halter auf eine harte Probe. Wenn ein vermeintlich robustes Spielzeug scharfen Hundezähnen schnell zum Opfer fällt, ist der Frust groß. Und die Suche nach dem ultimativen Spielzeug geht weiter. Was beim Shoppen meist unbeachtet bleibt, sind die Inhaltsstoffe.

Doch gerade hier lauert die größte Gefahr: Die mit bloßem Auge unsichtbaren Ingredienzien bestehen häufig aus hoch gefährlichen Schadstoffen. Würden die Tierhalter um die toxischen Eigenschaften der Hundespielzeuge wissen, würden sie wohl immer nachhaltiges Hundespielzeug wählen. 

Öko Hundespielzeug ist noch selten

Für gutes Hundespielzeug hat der Gesetzgeber leider nicht viel übrig. Anders verhält es sich bei Babyspielzeug. Hier gibt es zulässige Obergrenzen für bestimmte Schadstoffe und manche Substanzen sind auch gänzlich verboten. Bei Tierzubehör dagegen genießen Hersteller meist völlige Narrenfreiheit, besonders außerhalb der EU.

Sie dürfen bei der Produktion beliebige Materialien verwenden. Bedauerlicherweise sind die schädlichsten Zutaten gleichzeitig auch die günstigsten. Also schrecken viele, meist asiatische Firmen nicht davor, unseren Hunden einen Chemiecocktail zu kredenzen – hübsch verpackt als bunte Quietschies, Noppenknochen oder Gummibälle.

In der Regel sind das Produkte im unteren Preissegment, bei denen der Geldbeutel nicht strapaziert wird und es nicht wehtut, wenn der Hund sie schnell kaputtbeißt. Entsprechend häufig landet so ein Billigspielzeug auch im Einkaufskorb. Öko Hundespielzeug ist dagegen noch weitgehend unbekannt oder bleibt links liegen, weil das Problem der verseuchten Spielzeuge nicht ins allgemeine Bewusstsein gerückt ist.

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Vor allem Kauspielzeug muss Hundezähnen standhalten können.© Livinsky Alex - stock.adobe.com

Hundespielzeug im Test: Alle beinhalten Giftstoffe

Zur Aufklärung der Hundehalter hat eine Studie des österreichischen Vereins für Konsumenteninformation (VKI) beigetragen, die 2013 „innere Leben“ von Hundespielzeugen untersucht hat. Die Analyse von 18 populären Gummispielzeugen hat erschreckende Tatsachen ans Tageslicht befördert. Alle getesteten Spielzeuge waren mit gefährlichen Substanzen belastet, zum Teil in extrem hoher Konzentration. Unter den getesteten Kunststoff-Spielzeugen waren auch sehr verbreitete Produkte wie etwa der rogz Grinz-Ball, Kong Original sowie beliebte Spielsachen von Karlie, Fuss-Dog, Vitakraft oder Trixie. 

Folgende Spielzeuge wurden durch VKI getestet:

  • Karlie: Moosgummi Ball, Hundeknochen, Blaue Figur mit Vanille, Ente, Nilpferd, Vollgummi Ring with Vanilla
  • Kong: Kong Original
  • Rogz: Grinz-Ball
  • Fuss-Dog: Schwarzes Schwein, schwarze Figur, Lila Knochen, Baumstamm
  • Vitakraft: For You schwarzer Ball, For You Hantel, For You Fußball
  • Trixie: Karotte, Vinyl Igelball
  • Hunter: Smart Funny Pig Tiffy

Alle Spielzeuge waren mit kritischen Substanzen belastet. Diese Substanzen wurden im Hundespielzeug nachgewiesen, haben dort aber nichts zu suchen:

SubstanzEigenschaftenRisikoGesetze
Bisphenol AHartmacher (erhöht die Haltbarkeit von Kunststoffen)• Kann zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen führen
• Störung der Gehirnentwicklung bei Ungeborenen 
• Unfruchtbarkeit, Krebs und Übergewicht 
Babyflaschen mit BPA sind in Deutschland seit 2011 verboten.
 
DEHP Di(2-ethylhexyl)phthalatWeichmacher für Kunststoffe• schädigt die Fortpflanzungsfähigkeit
• löst Krebs aus
• negative Auswirkungen auf Hoden, Nieren und Leber
 
In Spielzeug für Kinder unter drei Jahren verboten.
 
Nitrosamine (N-Nitrosamine)
 
Entstehen aus aminhaltigen Chemikalien, die zum Konservieren oder als Vulkanisations-beschleuniger bei Kautschuk verwendet werden 
 
• krebserregend
• Zusammenhang mit Alzheimer, Parkinson und Diabetes, 
• Schäden der Leber, Nieren und des Erbgutes
 
Bundesinstitut für Risikobewertung: „Für diese Substanzen existiert nach heutigem Kenntnisstand keine Dosis ohne Wirkung: Jede Menge kann schädlich sein. Idealerweise sollte der Verbraucher mit diesen Stoffen überhaupt nicht in Kontakt kommen.“
NonyphenolBestandteil von Weichmachern• östrogenartige Wirkung mit negativen Folgen für weibliche und männliche Fortpflanzungsorgane
• kann Nieren und Leber schädigen
 

In der EU seit 2003 für die industrielle Produktion verboten

In China oder Indien weiterhin im Einsatz.
 

Polyzyklische aromatische
Kohlen-wasserstoffe (PAK)
 
Als Bestandteile der Weichmacheröle erhöhen sie die Elastizität, machen also steife oder spröde Kunststoffe weich & biegsam

• krebserregend
• können das Erbgut verändern 
• haben fortpflanzungs-gefährdende Eigenschaften

Für acht PAK gilt
ein Grenzwert von 1 mg/kg. Bei Babyartikeln: 0,5 mg/kg. 
Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt für Gebrauchsgüter einen Grenzwert von 0,2 mg / kg.
 

 

Stiftung Warentest: Vier Spielzeuge durchgefallen

In den neun Jahren, die seit der Wiener Studie vergangen sind, scheinen Spielzeug-Hersteller ihre Lektion gelernt zu haben. Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest liefert jedenfalls weniger markerschütternde Ergebnisse. Von 15 getesteten Hundespielzeugen wurden elf mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertet.

Vier Spielys enthielten aber wegen Schadstoffbelastung „mangelhaft“: Latex Figur von Nobby Dog, Karlie Latexschwein, Zooroyal Huhn sowie Kong Classic. Dass sich gerade das Kong Hundespielzeug - der Liebling aller Kaumonster - als giftig erweist, wird viele Tierhalter sicherlich erschüttern. Das robuste Spielzeug fiel in beiden Studien durch – der älteren von 2013 und der aktuellen von 2022. Für die Hundezähne vielleicht unkaputtbar, für den Körper aber ein klares Risiko. 

Stiftung Warentest analysierte folgende Spielzeuge:

  • Chuckit: Air Fetch Ball, Max Glow Ball, 
  • Fressnapf: Anione Snackknochen, Fit + Fun TPR Knochen
  • Karlie: Latexschwein, Mika Bone Vanille 
  • Kong: Classic, Safestix
  • Nobby: Ball Spiky TPR, Dog Latex Figur 
  • Trixie: Denta Fun Knochen, Dog Activity Dog Disc, Fleischwurst 
  • Zooroyal: Huhn, Noppenball 

„Mangelhaft“ erhielten: Kong Classic, Nobby Dog Latex Figur, Karlie Latexschwein und Zooroyal Huhn.

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Achten Sie auch bei Tauspielzeugen darauf, möglichst nur Produkte aus Deutschland oder der EU zu kaufen.© Laszlo Lorik - stock.adobe.com

Krank durch Spielzeug? Muss nicht sein!

Unabhängig davon, ob Ihr Hund gerne kuschelt, kaut oder lieber apportiert, haben alle Sorten von Spielzeug eins gemeinsam: Ihr Liebling nimmt sie ins Maul. Enthält ein Spielzeug Schadstoffe, dringen sie durch die Schleimhäute des Tieres besonders leicht durch und reichen sich in seinem Körper an. Auch durch die Haut können Toxine aufgenommen werden.

Mit der Zeit reagiert der Organismus auf die giftigen Substanzen mit Allergien, Hautproblemen, Hormonchaos, Organschäden oder Krebs. Nachhaltiges Hundespielzeug greift auf Naturmaterialien zurück und verzichtet auf kritische Substanzen – so können Sie ein gesundheitliches Risiko durch falsche Spielzeuge weitgehend ausschließen.

Naturmaterialien für unbedenkliches Spielzeug:

  • FSC-zertifiziertes Holz (z. B. für Intelligenz-Spiele)
  • Bio-Baumwolle (kbA, GOTS)
  • Wurzel der Baumheide
  • Olivenholz, Kaffeeholz
  • Geweihstücke (Abwurf)
  • Hanfschnur
  • Hanfdenim
  • Schurwolle (wenn ohne Mulesing, Sheep Dipping / Tauchbad)
  • Pflanzliche gegerbtes Leder
  • Kork und veganes Leder wie Ananas-, Pilz oder Kakteenleder
  • Frische Weidenzweige (Weidenrinde wirkt dank Salicin entzündungshemmend und schmerzstillend), empfehlenswert für Welpen im Zahnwechsel

Nachhaltiges Hundespielzeug: Hundeglück in Grün

Wer sowohl auf die Hundegesundheit als auch auf die Umwelt achtet, wird eher die Qual der Wahl haben als die Mühe, unbedenkliche Spielzeuge zu finden. Nachhaltiges Hundespielzeug hat sich längst etabliert – muss nur noch entdeckt werden. Suchen Sie im Handel nach Spielzeugen aus unbelasteten Naturmaterialien, die aus Deutschland oder der EU stammen.

Das reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß beim Transport, sondern minimiert maßgeblich das Risiko für Schadstoffbelastung. Eine Ausnahme bildet Kautschuk – da die Bäume der Gattung Hevea brasiliensis nicht in Europa vorkommen, werden Spielzeuge aus Naturgummi immer im asiatischen Raum hergestellt. Doch auch hier gibt es umweltfreundliche Marken, die auf die Nachhaltigkeit bei der Gewinnung des Milchsaftes achten. 

Unbedenkliches Hundespielzeug in dänischem Design ist zum Beispiel der Gummiball von Hevea*, der auch mit Leckerli befüllt werden kann.

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Gummiball

15,95 €

Wenn Ihr Hund ein starker Kauer ist, bietet die Kauwurzel von Naftie* nachhaltigen Spielspaß.

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Nachhaltiges Hundespielzeug – darauf sollten Sie achten

Da es keine Warnpflicht für toxische Substanzen im Hundespielzeug gibt, muss der Verbraucher dem gesunden Verstand folgen.  

Hier ein paar Tipps für den Kauf von gutem Spielzeug: 
Geruch: Was verdächtig chemisch riecht, soll nicht im Hundemaul landen.
Preis: Billighersteller verwenden keine hochwertigen Zutaten.
Herkunft: Asiatische Firmen haben keine Berührungsängste selbst bei hoch giftigen Substanzen. Bei regionalen Marken unterstützen Sie die heimische Wirtschaft. 
Infos: Spärliche, nebulöse oder fehlende Verpackungsinfos zu der Zusammensetzung oder Herkunft sollen immer misstrauisch machen. 
Siegel: Bekannte Zertifizierungen sind vertrauenswürdig. Das CE-Zeichen gehört eher nicht dazu.

Folgende Siegel können Aufschluss über die Inhalte von Spielzeugen geben:

  • OEKO-TEX®-Siegel darf nur an einem Produkt angebracht werden, dessen sämtliche Bestandteile, also auch Fäden, Knöpfe und sonstige Accessoires, auf Schadstoffe geprüft wurden und der Artikel als gesundheitlich unbedenklich gilt.
  • CE-Zeichen bedeutet, dass ein Spielzeug der europäischen Kinderspielzeug-Richtlinie entspricht. Die CE-Kennzeichnung ist aber eine freiwillige Selbstauskunft der Hersteller, eine unabhängige Prüfung gibt es nicht. Alle vier mit „mangelhaft“ bewerteten Schlusslichter der Studie von Stiftung Warentest trugen das Siegel.
  • Ein BIO-Siegel – (auch GOTS oder kbA) - bei Textilhundespielzeug ist zwar wünschenswert, aber noch sehr rar, weil die Zertifizierungen extrem teuer sind. Kleinere Manufakturen können sie sich meist nicht leisten. Es macht Sinn, sich vor dem Kauf über die internen Richtlinien des Unternehmens zu informieren oder den Hersteller direkt zu fragen, woher die Stoffe kommen und wie sie produziert werden.
  • Der Bluesign-Standard steht für Textil-Produkte, die möglichst schadstoffarm produziert wurden. Bluesign verbietet besonders umweltbelastende Substanzen, legt Richtlinien für den Gebrauch von Chemikalien fest und prüft die gesamte Herstellungskette.

Nachhaltiges Hundespielzeug hat die deutsche Tierbranche längst erobert, muss aber noch entdeckt werden. Wer seinem Hund artgerechte und unbedenkliche Beschäftigung garantierten möchte, sollte Billigspielzeug meist asiatischer Herkunft meiden. Die bunten Spielzeuge locken mit niedrigem Preis – die Folgekosten der tiermedizinischen Behandlungen unserer Hunde aufgrund von Allergien, Organschäden oder Tumoren sind später aber umso höher. Und manchmal kostet giftiges Spielzeug auch das Hundeleben. Achten Sie auf die Zusammensetzung, EU-Herkunft und sinnvolle Zertifikate der Spielzeuge. Das schont die Hundegesundheit, die Umwelt und auf lange Sicht auch den Geldbeutel. 

Ausführliche Informationen und Produktempfehlungen für Ihren Hund finden Sie in unserer Zeitschrift dogs Ausgabe 01/23.

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