Stabschrecke

Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Systematik, Nachwuchs, Aufzucht, Sinnesleistungen, Ernährung und Haltung der Stabschrecke. Beide Geschlechter haben einen schlanken, stabförmigen Körper und besitzen keine Flügel.

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Einige Arten von Stabschrecken können bei extremer Störung komplett alle Beine abwerfen.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: Männchen bis 8, Weibchen bis 11 cm
  • Lebenserwartung: Weibchen bis 20 Monate
  • Verbreitung: Annamregion, Vietnam
  • Lebensraum: Wälder und Gebiete mit Strauchbewuchs
  • Lebensweise: nachtaktiv
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Insecta (Insekten)
  • Ordnung: Phasmatodea (Gespenstschrecken)
  • Familie: Phasmatidae (Stabschrecken)
  • Gattung: Medauroidea
  • Art: Medauroidea extradentata (Annam-Stabschrecke)

Aussehen

Beide Geschlechter haben einen schlanken, stabförmigen Körper und besitzen keine Flügel. Weibchen haben deutlich kürzere Antennen als die selteneren Männchen. Über den Augen weisen sie zwei kleine Hörner auf, die sich bereits im Nymphenstadium ausbilden. Ihr granulierter Körper ist gräulich, bräunlich oder grünlich gefärbt. Die deutlich kleineren, dunkelbraun gefärbten Männchen sind sehr viel schlanker als die Weibchen. Zudem sind sie gut an den weißlich hell gefärbten Beingelenken zu erkennen.

Nachwuchs und Aufzucht

Sind Männchen vorhanden, so paaren sich die Tiere häufig. Ohne Männchen erfolgt die Vermehrung parthenogenetisch. Die grau-braun marmorierten, tönnchenförmigen Eier messen 2,5 x 1,5 mm und haben auf dem Eideckel ein schwarzes Capitulum. Die temperaturabhängige Entwicklung der Tiere in den Eiern dauert drei bis fünf Monate. Bei 25 bis 27 °C benötigt die Entwicklung unter zwei Monaten, unterhalb der Zimmertemperatur kann sie aber auch bis zu sechs Monate andauern. Die 1 bis 1,5 cm langen Nymphen benötigen etwa drei bis fünf Monate bis zum fertigen Insekt. Etwa zwei Wochen nach ihrer letzten Häutung beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Ein bis zwei Eier lassen sie pro Tag zu Boden fallen. Während ihres Lebens legen sie bis zu 1.000 Eier ab. In der Zucht befindliche Weibchen erreichen ein Alter von bis zu einem Jahr.

Lebensweise und Verhalten

Wie die meisten Phasmiden, so lebt auch die Annam-Stabschrecke ein getarntes Leben in Nachahmung von Pflanzenteilen. Die nachtaktiven Tiere sind während des Tages nahezu inaktiv und vermeiden Bewegungen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit beginnen sie sich zu regen und begeben sich auf die Suche nach Nahrung. Ihr langsamer Gang ist durch ein schwach seitliches Schaukeln geprägt, mit dem sie die Bewegungen eines Zweiges im Wind imitieren. Werden sie jedoch beunruhigt, so sind sie in der Lage, recht schnell zu laufen; dies gilt besonders für die Männchen.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Ergreift ein Feind die Stabschrecke, so kann sie an einer vorgesehenen Bruchstelle ein Bein abwerfen. Geschieht dieser Abwurf im ersten Entwicklungsstadium, so kann das Bein während der nächsten zwei Häutungen regeneriert werden. Sind keine Männchen vorhanden, so besitzen die Annam-Stabschrecken die Fähigkeit, sich durch Jungfernzeugung (parthenogenetisch), also ohne Männchen, zu vermehren. Bei Gefahr kann sie in eine Starre fallen, bei der Fühler und Beine an den Körper gelegt werden, um so einen Zweig vorzutäuschen.

Ernährung

Als Nahrung eignen sich die Blätter verschiedener Rosengewächse wie Himbeere und Brombeere. Da Letztere winterhart ist und ihre Blätter nicht verliert, ist sie eine ganzjährig zur Verfügung stehende, wichtige Futterpflanze. Ferner können auch Wild- und Heckenrosen sowie Liguster verfüttert werden. Aber auch Erdbeere, Feuerdorn, Hasel, Buche und Eiche werden gern angenommen. Wichtig ist das sofortige Einstellen in Wasser, damit sich die Futterzweige möglichst lange halten. Selbstverständlich dürfen nur ungespritzte Zweige als Nahrung Verwendung finden.

Haltung

Diese recht anspruchslose robuste Art kann in einem Terrarium mit den Maßen 30 x 30 x 40 cm (L x T x H) gepflegt werden. Bei normalem Tag-Nacht-Rhythmus muss nicht beleuchtet werden bzw. es reicht eine schwache Beleuchtung aus. Um Häutungsschwierigkeiten vorzubeugen, ist eine leicht erhöhte relative Luftfeuchtigkeit von 60 bis 80 Prozent bei Temperaturen von 20 bis 25 °C nötig. Kurzzeitig vertragen die Tiere kühle Temperaturen von bis zu 12° C, ebenso hohe Werte von über 30° C. Die Weibchen verteilen die Eier wahllos, und so hat sich bei der Wahl des Bodengrundes bei ausgewachsenen Exemplaren wegen des vereinfachten Absammelns der Eier Zellstoff bewährt. Die Eier können separat bei 20 bis 25 °C stets feucht gezeitigt werden. Für alle anderen Stadien hat sich ungedüngte Blumenerde als Bodengrund bewährt.

Ähnlich in der Haltung sind eine ganze Reihe von anderen Stabschrecken. Dazu gehört die grün bis braun gefärbte Indische Stabschrecke (Carausius morosus), die bis 8 cm groß wird und sich ebenfalls parthenogenetisch vermehren kann. Sie ist ebenfalls flügellos, und die Weibchen legen vier bis neun Eier. Nach etwa fünf bis sechs Monaten schlüpfen die Nymphen.

Fritzsches Stabschrecke (Gratidia fritzschei) ist gleichfalls flügellos und bewohnt Graslandschaften Zentral- und Ostthailands. Die Körper erreichen eine Länge bis zu 8 cm, bei den Männchen nur bis 7,5 cm. Weibchen sind grün, Männchen braun gefärbt, Letztere mit einem schwarzen Rückenstrich. Die 8 mm langen Eier werden an Stängel von Futterpflanzen geheftet. Junge schlüpfen bereits nach vier bis sechs Wochen und sind 1,2 bis 1,5 cm groß.

Der Rotflügelige Phaenopharos (Phaenopharos khaoyaiensis) erreicht eine Körperlänge von 14 cm und weist reduzierte rote Flügel auf. Bei Gefahr öffnet sie ihre Hinterflügel, die mit ihrer auffälligen Rotfärbung warnen sollen. Eine optimale Haltung wird bei 18 bis 20° C, 60 bis 80 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit und viel Frischluft durchgeführt. Durchschnittlich vier Monate benötigen die Eier bis zum Schlupf der Nymphen.

Hätten Sie`s gewusst?

Einige Arten von Stabschrecken können bei extremer Störung komplett alle Beine abwerfen. Da das Tier dann nicht mehr in der Lage ist, auf Zweige zu klettern, muss es verhungern, wenn es keine geeigneten Blätter am Boden findet.

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