Boa (Abgottschlange)

Die Abgottschlange ist die wahrscheinlich bekannteste Schlange der Welt. Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Nachwuchs, Lebensweise, Kommunikation, Ernährung und Haltung der Boa (Abgottschlange).

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Die Abgottschlange ist die wahrscheinlich bekannteste Schlange der Welt.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: 180 - 300 cm, selten darüber
  • Lebenserwartung: 25 Jahre und mehr
  • Verbreitung: Mittel- und Südamerika
  • Lebensraum: Wald, Buschland, Sümpfe
  • Lebensweise: dämmerungsaktiv, wasserliebend
  • Artbestand: gefährdet, BartschV 2, WA Anhang B, eine Unterart 1/A

Systematik

  • Klasse: Reptilien (Kriechtiere)
  • Ordnung: Squamata (Schuppenkriechtiere)
  • Familie: Boidae (Riesenschlangen)
  • Gattung: Boa ( Abgottschlangen)
  • Art: Boa constrictor (Abgottschlange)

Aussehen

Die Abgottschlange ist eine große, stark gebaute, sehr muskulöse Riesenschlange. Der Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt und der Schwanz eher kurz ausgeprägt. Boas sind je nach Unterart sehr verschieden gefärbt, und natürlich haben auch bei dieser Art längst die sogenannten Farbzuchten Einzug in die Terrarien gehalten. Auf einer helleren Grundfärbung (grau, gelblich-beige, rötlich-hellbraun) bilden dunklere Sattelflecken Muster, in denen teilweise auch noch schmutzig-weiße Flecken auftauchen. Bei der "klassischen" Boa constrictor ist der Schwanz leuchtend rot-weißgelb gemustert. Die Bauchschuppen sind heller gefärbt. Da Boas stammesgeschichtlich (wie alle Riesenschlangen) sehr alt sind, besitzen sie links und rechts von der Kloake sogenannte Aftersporne, die an Katzenkrallen erinnern. Hierbei handelt es sich um die Rudimente von Hinterbeinen, d.h. die Vorfahren dieser Schlangen liefen auf Gliedmaßen.

Nachwuchs und Aufzucht

Boas sind paarweise, nach Geschlechtern sortiert, oder auch einzeln zu halten. Männliche Tiere haben größere Afterklauen als die Weibchen und bleiben deutlich kleiner und schlanker. Bei jüngeren Tieren kann das Geschlecht nur durch eine Sondierung der Kloake erfolgen, die unbedingt dem erfahrenen Halter überlassen werden sollte. Die Paarung erfolgt hauptsächlich in den Sommermonaten. Sollten die Tiere nur dann zusammengelassen werden, empfiehlt es sich, das Männchen zum weiblichen Tier zu setzen, damit sie nach der Empfängnis im gewohnten Terrain bleiben kann. Manche Unterarten benötigen zur Stimulans eine Winter- bzw. Trockenruhe. Die Paarung wird vom Männchen initiiert, das über das Weibchen kriecht und sie mit den Aftersporen anregt. Sie kann über mehrere Stunden anhalten. Mitunter paaren sich die Tiere auch an verschiedenen Tagen. Selbstverständlich werden nur weibliche Tiere mit entsprechenden Gewichtsreserven zur Fortpflanzung zugelassen, nach der erfolgreichen Befruchtung kann die Nahrungsmenge der Weibchen deutlich angehoben werden. 100 bis120 Tage später erfolgt die lebende Geburt der Babys. Im Moment der Geburt platzen die Eihüllen, und die kleinen Schlangen sind fertig für ihr Leben. Es können, je nach Alter, Größe und Unterart, zwischen fünf und - selten - 40 Jungtiere das Licht der Welt erblicken. Wir verbringen sie in ein Kleinterrarium oder eine Fauna-Box (Vorsicht vor dem Muttertier!) und warten auf die erste Häutung, die nach sieben bis zehn Tagen erfolgt. Aufgrund ihrer Länge können die Jungen dann (einzeln!) mit größeren Jungmäusen gefüttert werden.

Lebensweise und Verhalten

Abgottschlangen sind in der Freiheit überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die notwendige Aktivitätstemperatur wird durch Sonnenbäder erreicht, bevor sie sich im Schutz der Dunkelheit auf die Jagd begeben. Eine Ausnahme macht die Paarungszeit. Als Faustregel kann gelten: Je jünger (und leichter) die Schlangen sind, desto höher kann man sie in Gesträuch und in Bäumen finden. Scheinbar haben die Alttiere Angst vor Stürzen und halten sich in der Regel auf dem Boden oder in dessen Nähe auf.

In vielen lateinamerikanischen Ländern leben sie teilweise kulturfolgend, so sind sie unter Hütten und Häusern anzutreffen. Da sie Schadnager kurz halten, werden sie von den Menschen häufig toleriert. Die meisten Boas entfernen sich nicht sehr weit vom offenen Wasser, da diese Schlangen sehr gern baden und, speziell nach erfolgreicher Jagd, ausgiebig trinken. Werden sie belästigt, beißen sie schnell und mehrfach zu.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Der Gesichtssinn spielt bei Boas eine eher untergeordnete Rolle, wie man durch das Auffinden von blinden, wohlgenährten Tieren weiß. Wie alle Schlangen sind auch Boas taub, können jedoch Erschütterungen durch den Unterkiefer bzw. ein dort befindliches Organ spüren. Am wichtigsten sind der Geruch und der sogenannte thermosensible Sinn, bei dem mittels spezieller Zellen an den Kopfseiten minimale Temperaturveränderungen in der Umgebung wahrgenommen werden. Im Jacobsonschen Organ im Inneren des Boaschädels werden die durch Züngeln aufgenommenen Duftspuren ausgewertet. Untereinander scheint der Geruch eine große Rolle zu spielen, Stress wird durch rhythmische Zuckungen gezeigt. Werden sie bedroht, können Boas unglaublich laut fauchen und zischen; dies tun mitunter schon die Jungtiere.

Ernährung

Boas sind eigentlich Generalisten, d.h. in der Natur fressen sie Säuger, Vögel, Wechselwarme – und als Jungtiere scheinbar auch mitunter Insekten. In Menschenobhut kommen eigentlich nur größere Nager wie Ratten, Kaninchen und ausgewachsene Vögel wie Haushühner zum Einsatz. In Eintagshähnchen sind noch keinerlei Nährstoffe und Mineralien ausgebildet, und durch deren schnelle Verdauung wird der Schlangenkot unsagbar übelriechend und flüssig. Jede Schlange (und Riesenschlangen besonders!) sollte einzeln gefüttert werden, da es schon bei halbwüchsigen Tieren fast unmöglich ist, diese unverletzt zu trennen, wenn sie sich in dasselbe Futtertier verbissen haben. Ideal ist die Fütterung in einer Extra-Box, z.B. einem gut schließenden, belüfteten Kunststoffgefäß, damit die Tiere nicht jede Öffnung der Frontscheibe mit einer Mahlzeit assoziieren. Der Fütterungsturnus verlängert sich mit zunehmendem Alter des Tieres. Während eine Baby-Boa wöchentlich Futter erhält, sollten große Tiere nur ungefähr alle drei bis vier Wochen ausreichend Nager erhalten. Anzuraten ist das Verfüttern von toten Beutetieren, da es praktikabler ist (Link > Ernährung Schlangen). Während jüngere Tiere noch durch das Bewegen der aufgetauten Futtermaus zum Zuschlagen animiert werden müssen (die bewegte Beute praktisch durch Körperschlingen noch einmal "erdrosseln"), suchen erfahrene Alttiere ganz in Ruhe den Kopf des Futtertieres, um es langsam im Ganzen herunterzuschlingen.

Haltung

Für ein Paar großer, ausgewachsener Boas benötigen wir ein Terrarium in den Maßen 225 x 150 x 200 cm (Länge x Breite x Höhe). Hier wird dann allerdings von einer Größe der Bewohner von ca. 300 cm ausgegangen. Ein geräumiges Badebecken,  das nicht umgeworfen werden kann vielleicht mit einem externen Wasserablauf und stabilen Kletterästen, deren Durchmesser größer als der der Boas sein muss –, vervollständigt neben mehreren sicheren Liegebrettern in verschiedenen Höhen die Inneneinrichtung. Wie bei allen Schlangen darf keinerlei Elektrik für sie erreichbar sein! Wir benötigen einen Hot-Spot mit ca. 28 bis30° C und 22 bis24° C im Rest des Beckens. Ob dies durch Bodenheizung oder Strahler geschaffen wird, ist egal. Nachts sollte die Temperatur nicht unter 20° C fallen. Der Bodengrund muss wegen der großen Kotmengen gut saugfähig sein, Hanfprodukte, Kleintierstreu oder Rindenmulch können hier Verwendung finden. Entweder wir übersprühen die Anlage abendlich, oder wir installieren eine Beregnungsanlage.

Hätten Sie's gewusst?

Die Abgottschlange ist die wahrscheinlich bekannteste Schlange der Welt, und ihr Gattungsname, der ebenfalls eine gängige Bezeichnung darstellt, stammt aus einem indianischen Dialekt. Bei den Azteken wurde sie als Verkörperung einer Gottheit kultisch verehrt, hierbei spielte wahrscheinlich ihre leichte Zähmbarkeit eine große Rolle.

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