Afrikanische Eierschlange

Die afrikanische Eierschlange hat ein sehr großes geographisches Verbreitungsgebiet und bewohnt dementsprechend unterschiedliche Lebensräume. Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Nachwuchs, Lebensweise, Kommunikation, Ernährung und Haltung der Afrikanischen Eierschlange.

Steckbrief Afrikanische Eierschlange
Afrikanische Eierschlange im Steckbrief© Willem Van Zyl - stock.adobe.com

Steckbrief

  • Körperlänge: 70 cm, selten bis 110 cm
  • Lebenserwartung: bis zu 10 Jahre
  • Verbreitung: Nordost- bis Südafrika, südliches Arabien 
  • Lebensraum: häufig in Wald- und Buschgelände
  • Lebensweise: nacht- und dämmerungsaktiv, baumbewohnend
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Reptilien (Kriechtiere)
  • Ordnung: Squamata (Schuppenkriechtiere)
  • Familie: Colubridae (Nattern)
  • Gattung: Afrikanische Eierschlange
  • Art: Dasypeltis; 5 Arten

Aussehen

Die afrikanische Eierschlange ist eine verhältnismäßig kleine und zierliche Schlange. Weibchen sind zwar meistens etwas größer als Männchen, doch selbst sie werden selten länger als 90 cm. Der Kopf ist rundlich und setzt sich nur geringfügig vom restlichen Körper ab. Die Augen weisen senkrecht stehende Pupillen auf. Je nach Art kann die Färbung des Schuppenkleids sehr stark variieren, weshalb eine eindeutige Unterscheidung häufig schwierig ist. Die Grundfärbung der afrikanischen Eierschlange reicht in unterschiedlichen Abstufungen von einem hellen Braun bis hin zu dunklen Olivtönen und wird meist durch schwarze Flecken aufgelockert. Die Schuppenreihen haben Keilform.

Nachwuchs und Aufzucht

Die Tiere sind mit einem Alter von ungefähr zwei Jahren geschlechtsreif. Im Terrarium scheint die Paarung nicht von einer bestimmten Jahreszeit abhängig zu sein. Zu Beginn des Aktes verbeißt sich das Männchen mit einem so genannten "Paarungsbiss" im Weibchen. Die anschließende Begattung dauert erheblich länger als bei anderen Schlangenarten; mehrere Stunden sind möglich. Die Weibchen sind ungefähr einen Monat trächtig und fressen einige Vogeleier, ehe sie selbst etwa sechs bis zwölf Eier ablegen. Mehrere Gelege sind nicht selten. Die Eier werden bei einer Temperatur von 27 bis 29° C und einer geringen Nachtabsenkung inkubiert. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 80 und 90 Prozent liegen. Weil die Eier jedoch relativ weich sind und sehr empfindlich auf Kontaktfeuchte reagieren, sollte man das Brutsubstrat sorgfältig aussuchen und während der Inkubation überwachen (Vermiculit eignet sich besser als Torf oder Moos). Andernfalls kommt es schnell zu Pilzwachstum und die Eier sterben ab. Nach rund drei Monaten schlüpfen die jungen Eierschlangen, die bei ihrer Geburt eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern haben. Zwei Wochen nach dem Schlupf häuten sie sich das erste Mal. Ab diesen Zeitpunkt kann mit dem Verfüttern von Zebrafinkeneiern begonnen werden. 

Lebensweise und Verhalten

Die afrikanische Eierschlange hat ein sehr großes geographisches Verbreitungsgebiet und bewohnt dementsprechend unterschiedliche Lebensräume. Sie ist zwar baumbewohnend und ein ausgezeichneter Kletterer, hält sich jedoch auch oft auf dem Boden auf. Entgegen vielen anders lautenden Berichten in Fachbüchern sind Eierschlangen nacht- und dämmerungsaktiv.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Wie alle Schlangen sind auch Eierschlangen taub, spüren aber Erschütterungen und Schallwellen. Ihr Gesichtsinn ist gut entwickelt, die größte Rolle jedoch spielt der Geruch, wobei durch das Züngeln winzige Duftpartikel im Jacobssonschen Organ als Information verarbeitet werden.

Ernährung

Zusammen mit der Indischen Eierschlange (Elachistodon westermanni) sind die afrikanischen Eierschlangen die einzigen rein oviphagen, d.h. eierfressenden, Schlangen der Welt. Manche anderen Schlangen fressen zwar auch Eier, dies aber nur gelegentlich und wenn, dann in ziemlich geringen Mengen. Je nach Lebensraum und Körpergröße der Schlangen werden andere Vogeleier gefressen. Im Terrarium werden auf die Größe der Schlange angepasst, die Eier von (Zebra-)Finken, Sittichen, Wachteln und Hühnern verfüttert. Nach ausführlichem Bezüngeln überprüft die Eierschlange durch Abtasten mit der Kopfunterseite, ob sie das Ei von der Größe her bewältigen kann. Anschließend schiebt sie ihren extrem beweglichen Kiefer über das mit Speichel benetzte Ei, beginnend mit der spitzen Ei-Seite. Da die Zähne der Eierschlange stark zurückgebildet sind, behindern sie nicht den Fressvorgang. Vielmehr befinden sich im vorderen Kieferbereich sogar einige Zahnfleischfalten, mit denen die Schlange das Ei während des Fressvorgangs festhalten kann. Im vorderen Körperbereich ist die Haut außerordentlich elastisch und lässt sich auf das drei- bis vierfache ausdehnen. Adulte Eierschlangen können also durchaus ein großes Hühnerei bewältigen. Das hinuntergewürgte Ei drückt die Schlange durch Muskelkontraktionen gegen Wirbelfortsätze, die mit Zahnschmelz überzogen sind und in die Speiseröhre hineinragen. Diese stumpfen Wirbelfortsätze schlitzen das Ei auf. Der flüssige Inhalt des Eies läuft aus und wird geschluckt. Die Eierschale wird abschließend ausgewürgt.

Haltung

Afrikanische Eierschlangen sollten paarweise in Halbtrockenterrarien der Mindestgröße 80 x 40 x 80 cm gehalten werden. Bei sehr großen Exemplaren muss die Beckengröße entsprechend angepasst werden. Als Bodengrund empfiehlt sich eine Sand-Kies-Mischung. Die Wände können mit Korkplatten ausgekleidet werden. Zur Einrichtung gehören einige Kletteräste, ein kleines Badebecken, Steine und Korkröhren als Verstecke. Die Temperaturen sollten tagsüber bei 22 - 28° C und während der Nacht bei ungefähr 20° C liegen. Die Luftfeuchtigkeit sollte 50 - 60 Prozent betragen. Als tägliche Beleuchtungsdauer empfiehlt sich eine Zeitspanne von zwölf Stunden. Eine Beleuchtung mit UV-Anteil ist nicht erforderlich.

Hätten Sie's gewusst?

Eierschlangen sind sehr zierlich, haben nur stark zurückgebildete Zähne und keine Giftdrüsen. Ihren Fressfeinden sind sie daher eigentlich schutzlos ausgeliefert. Ihrem Schicksal als leichte Beute entgehen sie nur, weil sie das Aussehen und Verhalten von Giftschlangen kopieren. Biologen nennen dieses Phänomen Mimikry.

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