Algenfreies Aquarium – ist das überhaupt möglich?

Knapp 90.000 Algenarten sind bekannt – ihre tatsächliche Zahl wird auf das Vierfache geschätzt. Die für das Süßwasser (Aquarium und Gartenteich) relevante Artenzahl ist vergleichsweise klein. Um erfolgreich gegen eine Übermacht vorzugehen, sollten Art und Lebensweise in Grundzügen bekannt sein.

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Knapp 90.000 Algenarten sind bekannt.© Image courtesy of holohololand at FreeDigitalPhotos.net

Ein vollkommen algenfreies Aquarium ist nicht realisierbar und eigentlich auch nicht erwünscht. Viele Fische und Krebstierarten fressen Algen. Die Sporen der hartnäckigen Gesellen sind überall und gelangen mit Pflanzen und Tieren in unsere Aquarien. Einige unterstützen sogar den Schadstoffabbau, andere fungieren als Pflanzenersatz zur Produktion von Sauerstoff – wie in Meerwasseraquarien.

In Süßwasseraquarien und Gartenteichen sollen die Pflanzen die Sauerstoffproduktion übernehmen, daher ist ihre Unterstützung (seitens des Aquarianers) die beste Vorbeugung gegen Algenplagen. Meistens jedenfalls...

Tierische Algenarten: Bakterien und Einzeller

  • Erscheinungsbild: trübes Wasser mit geringer Sichttiefe
  • Mögliche Ursachen: je nach Art Fäulnisherde, Fremdstoffe im Wasser, Sonnenlicht, Nährstoffüberschuss
Grünliche Trübungen sind oft die Folge von Schwebealgen, während weißliche eher auf Bakterien und Einzeller schließen lassen. Diese bewegen sich oft mithilfe kleiner Anhängsel fort.

Grünalgen (Chlorophyten)

  • Erscheinungsbild: runde, dunkelgrüne Flecken auf Scheiben, grüne Fäden, (Fadenalgen), pelzig dicht wachsend (Pelzalgen)
  • Mögliche Ursachen: schlechter Pflanzenwuchs, Nährstoffüberschuss
Grünalgen stehen den Pflanzen recht nahe, daher sind ihre Stoffwechselprodukte eher ungefährlich. Wie Pflanzen können sie verschiedene Formen haben und können mit etwas Erfahrung in kleinen Aufzuchtaquarien als Pflanzenersatz fungieren.

In Maßen wirken sie auf Wurzeln dekorativ und können Garnelen, Krebsen und Krabben ebenso als Nahrung dienen, wie zahlreichen Fischen. Attraktive und nützliche Formen sind u. a. die zu den bekannten Mooskugeln geformten Cladophora aegagropila. 

Rotalgen (Rodophyten)

  • Erscheinungsbild: grüne krause verzweigte Fäden, die in Spiritus eingelegt rot werden. (Grüne Pinselalgen), kurze pelzige Büschel besonders an (Blatt-)rändern mit dunkler Farbe (Dunkle Pinselalgen)
  • Mögliche Ursachen: Nährstoffüberschuss, ungeeignete/alte Beleuchtung, schlechter Pflanzenwuchs, Sauerstoffüberschuss
Rotalgenarten sind sehr gefürchtet, denn die Ursachen für ihr Wachstum bzw für ihre Erscheinung können sehr komplex sein. Hier ist vor allem Geduld und oft genug kriminalistischer Spürsinn gefragt.

Kieselalgen (Diatomeen)

  • Erscheinungsbild: brauner, gleichmäßiger Überzug auf allen Untergründen
  • Mögliche Ursachen: große Mengen Silikate im Leitungswasser, schlechter Pflanzenwuchs
Die auch Braunalgen genannten Kieselalgen sind eher den tierischen Algenformen zuzusprechen. Sie schützen sich mit einem starren Gehäuse. Mit ein Grund, warum die meschanische Entfernung z. B. von Scheiben so schwierig ist.

Blau- oder Schmieralgen (Cyanobakterien)

  • Erscheinungsbild: bläulich, schmieriger Überzug auf jedem Untergrund
  • Mögliche Ursachen: schlechte Bedingungen über einen längeren Zeitraum, extreme Nährstoffbelastung, wenig Wasserwechsel, schlechter, bis kein Pflanzenwuchs, Fäulnis,
Allein das Wort löst bei Aquarianern schon blankes Entsetzen aus: denn Blaualgen sind der Alptraum jeden Aquariums. Sie können eindrucksvoll zeigen, wozu Algen in der Lage sind. Besonders diejenigen, die wie Blaualgen praktisch Mischwesen sind. Auch Cyanos sind eigentlich Bakterien, die zusätzlich Photosynthese wie Pflanzen betreiben. So vielfältig ausgestattet, können sie gebotene Ressourcen nicht nur optimal, sondern auch blitzschnell für sich nutzen. Blaualgen breiten sich sehr schnell aus und ihre Stoffwechselprodukte sind extrem giftig. Ihre Aufnahmefähigkeit ist enorm, so dass vermutlich überhöhte Phosphat- und Nitratwerte kaum im Wasser nachweisbar sind, sich aber in den Cyanos befinden. Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie umfassend eine Ursachenforschung bei vorhandenen Algenplagen sein muss. Und wie wichtig eine konstante Pflege inklusive guter Beobachtung des gesamten Aquarienmilieus ist. (Annette Berkelmann)

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