Harlekinkrabbe

In ihrer Heimat Angola und der Westküste Afrikas werden auch diese Krabben in großen Mengen gefangen und verkauft – sie gelten als sehr schmackhaft. Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Aussehen, Nachwuchs, Lebensweise, Ernährung und Haltung der Harlekinkrabbe.

Alles über die Harlekinkrabbe
Die Harlekinkrabbe wird auch Tricolorkrabbe genannt© pixabay.com/Andriele

Typische Merkmale

  • Körperlänge: Carapaxbreite bis zu 20 cm
  • Lebenserwartung: 15 Jahre und mehr
  • Verbreitung: Westafrika / Angola, Senegal
  • Lebensraum: nahe der Küste, Mangrovenwälder, Flussläufe, Plantagen
  • Lebensweise: ans Wasser gebundene Landkrabbe, Einzelgänger
  • Temperatur: 20 - 25°C
  • pH-Wert: nicht unter 6,5
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
  • Ordnung: Zehnfußkrebse (Dekapoda)
  • Familie: Landkrabben (Gecarcinidae)
  • Gattung: Colorkrabben (Cardisoma)
  • Art: Harlekinkrabbe, Tricolorkrabbe, Afrikanische Riesencolorkrabbe (Cardisoma armatum)

 

Aussehen

Diese Krabben werden auch "Tricolorkrabben" genannt, denn sie präsentieren sich mit auffallend blauem Körper und orangen Beinen mit weißer Unterseite. Die Farbübergänge können mehr oder weniger fließend sein. Da diese Tiere ausgesprochen groß werden, sind sie auch unter dem Namen "Afrikanische Riesencolorkrabbe" bekannt. Als typische Landkrabben wirkt ihr Carapax breit, denn die Kiemenhöhlen sind zur speziellen Atmung an Land vergrößert, um zusätzlich zu den Kiemen lungenähnliche Strukturen aufzunehmen. Die attraktiven Zehnfüßer zeigen als Jungtiere noch lange Beine, im Laufe des Wachstums wird der Gesamteindruck kräftig. Im Gegensatz zu Menschen wirken ihre Haare auf den Beinen eher ansprechend. Am Ende befinden sich lange, zackenbewehrte Krallen. Die Männchen zeigen einen ausgeprägten Dimorphismus, das heißt die Scheren sind unterschiedlich groß und geformt. Die Seite ist individuell verschieden. Die Stielaugen sind eher kurz und dunkel und geben der Krabbe einen sympathischen Gesichtsausdruck.

Nachwuchs und Aufzucht

Landkrabbentypisch sind die Paarungen und die Abgabe des Laichs synchronisiert, und äußern sich in Wanderungen zum Meer. Nach der Befruchtung der Eier trägt das Weibchen diese einige Wochen im dafür vorgesehenen Brutraum an der Körperunterseite mit sich. Das Bauchsegment der Männchen ist, wie bei Krabben üblich, schmaler. Nach dieser Tragzeit werden die noch unfertigen Larven ins Meer entlassen und kehren erst nach zahlreichen Häutungen als winzige Krabben an Land zurück. Nachzuchten dieser Krabbenart wurden im Bereich Aquaristik/Terraristik noch nicht bekannt. Die im Handel erscheinenden Tiere sind Wildfänge.

Lebensweise und Verhalten

Als typische Landkrabben verbringt Cardisoma viel Zeit an Land, befindet sich aber immer auch in der Nähe von Gewässern oder Wasserreservoirs. Innerhalb des Wassers können diese Krabben nicht atmen, aber lange untergetaucht bleiben und zum Beispiel nach Nahrung suchen oder sich gegebenenfalls häuten. Verbrauchte Atemluft wird an der Oberfläche blubbernd entlassen. Die revierbildenden Tiere graben sich zum Schutz tiefe Erdhöhlen, gern bis zum Grundwasserspiegel. Laub und Pflanzenteile werden intensiv und im wahrsten Sinne des Wortes mit einbezogen. Die Gestaltung des unterirdischen Eigenheimes nimmt viel ihrer Lebenszeit in Anspruch. Beim Graben hilft besonders den Männchen ihre vergrößerte Schere, damit wird der Aushub an die Oberfläche transportiert.

Krabben gelten als aggressive Einzelgänger und scheuen sich auch nicht, jüngere und damit kleinere Artgenossen zu töten und zu fressen. Allerdings sind sie keine aktiven Beutegreifer, dieses kannibalistische Verhalten unterstreicht ihr bevorzugtes auf sich gestelltes Dasein. Dennoch führen sie eine vorsichtige, eher dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise. Bei (vermeintlicher) Gefahr ziehen sie eher eine Flucht als einen Angriff in Betracht.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Bei diesen Einzelgänger ist die Kommunikation nicht so ausgeprägt wie bei Krabbenarten, die in Gruppen leben. Dennoch sind auch ihre Körper mit Sinneshärchen bedeckt, mit denen sie Erschütterungen und Bodenvibrationen wahrnehmen können. Mit ihren Geschmackszellen an den Beinen nähern sie sich tastend anderen Lebewesen beziehungsweise potenziellen Partnern. Ihre Drohungen sind eher defensiv, sie schützen mit der großen Schere die Augen und die kleinere ist angriffsbereit geöffnet. In dieser Drohstellung wartet das Tier erst einmal ab. Wie die meisten Krabben können auch Cardisomas gut sehen, und ihre Stielaugen erlauben eine umfassende Begutachtung der Umgebung. Mit etwas Geduld gewöhnen sie sich schnell in die menschliche Umgebung ein und zeigen sich gelegentlich recht kontaktfreudig und gelehrig auf der Basis von Klopfzeichen.

Ernährung

Cardisomas können ihre Nahrung an Land wie im Wasser aufnehmen. Sie sind wie alle Krabben Allesfresser, jedoch nicht wirklich aktive Beutegreifer. Sie bevorzugen an fleischlicher Kost verendete Tiere, Fische, aber auch Insekten und deren Larven, die sie im Boden finden. In ihrem natürlichen Lebensraum sind sie neben anderen Früchten auch Nüssen nicht abgeneigt. Laub steht gelegentlich auf ihrem Speisezettel. Sie schaben auch Beläge auf Holz und Wurzeln im Wasser ab.

In menschlicher Obhut sollte ihre Ernährung mäßig ausfallen, allerdings ihrem Format entsprechend. Ihre Ernährung unterliegt den krabbentypischen Häutungszyklen, wobei kurz vor dem Kleiderwechsel keine Nahrungsaufnahme stattfindet. Sie fressen sehr gern getrocknete Gammarus, die sie vom Moos oder im Laub aufspüren. Der Geschmack nach anderem Fertigfutter für Schildkröten und Leguane scheint individuell ausgeprägt. Kleine Fische, Muscheln, Garnelen und besonders auch rote Mückenlarven sind beliebt. Gelegentlich darf es auch ein Stück Schnitzel oder Herz sein. Derlei Leckereien vorsichtshalber mit Hilfsmittel wie einer Pinzette anbieten, denn die großen Krabben können gelegentlich auch blitzschnell zupacken. Obst und Gemüse werden seltener genommen, sollten aber regelmäßig gereicht werden. Regelmäßigkeit gilt besonders auch für Vitamingaben und Mineralien (Calcium).

Haltung

Die groß werdenden Krabben können nur in ihrer Jugend gemeinsam mit Gleichaltrigen gepflegt werden. In dieser Zeit werden sie meistens im Handel angeboten. Doch auch dann benötigen sie geräumige Aquaterrarien, die mit einem großen Landbereich und einem etwas kleineren Wasserbereich ausgestattet sein müssen. Dieser darf nicht zu klein ausfallen, denn in menschlicher Obhut, wo Grabungen bis zum Grundwasserspiegel verständlicherweise nicht möglich sind, werden die Tiere den Wasserbereich zur Häutung benötigen. Er darf also nicht zu flach und beengt ausfallen, sondern muss das Tier doppelt bedecken. Wasserpflanzen ist keine lange Lebensdauer beschert, und auch die Landpflanzen werden gelegentlich zur Gestaltung benutzt. Oftmals wird der Landbereich von den Pflegern und Pflegerinnen aus Kies und Steinen gestaltet, was zugegebenermaßen für uns pflegeleichter ist. Ein feuchtes Substrat aus Blumenerde, Sand und Terrarienhumus erlaubt den Krabben jedoch, sich Erdhöhlen zu graben. Hauptsächlich gelangen Männchen in den Handel, sie sollten einzeln in Aquaterrarien ab einer Länge von 100 cm untergebracht werden. In gelegentlich angebotenen Salzwasserschalen nehmen manche Krabben gern ein Bad.

Hätten Sie’s gewusst?

In ihrer Heimat Angola und der Westküste Afrikas werden auch diese Krabben in großen Mengen gefangen und verkauft – sie gelten als sehr schmackhaft. Allerdings werden meist nur die Männchen gefangen, um angeblich den Artbestand zu sichern. Aus diesem Grunde sind auch bei uns Weibchen eher selten. Krabbenfänger haben es nicht leicht: sie kriechen meist barfuss und dürftig bekleidet stundenlang durch den Schlick mit den scharfen Wurzeln der Mangroven und fangen die Krabben oft mit der bloßen Hand aus ihren tiefen Erdlöchern.

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