Biotopaquarium oder Artaquarium?

Aquarien lassen sich aus vielen interessanten Blickwinkeln arrangieren und präsentieren. Grundlagen der Gestaltung können z. B. gemeinsame Lebensräume oder -bedingungen der Tiere und Pflanzen sein.

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Beispielsweise kann ein Artaquarium auch ein Natur- und Pflanzenaquarium sein.© Image courtesy of phanlop88 at FreeDigitalPhotos.net

Kugelgläser und artgerechte Haltung

Die runden Behältnisse aus Glas oder Kunststoff mögen manchen Betrachtern zusagen, den Bewohnern dagegen nicht und kommen daher als artgerechte Unterbringung keinesfalls in Frage. Die runde Form verwirrt die Tiere und die gängige Vorstellung eines Goldfisches in einem kleinen Glas ist schlicht inakzeptabel. Allein schon deswegen, weil Goldfische Schwarmfische sind. In asiatischen Ländern dagegen werden diese Gläser leider sogar noch skurril erweitert, in Italien dagegen ist es seit kurzem verboten, Fische derartig unterzubringen.

Bei uns geistern leider solche "Aquarien" noch gelegentlich durch die Werbung oder fungieren bei anderen Gelegenheiten als "dekoratives" Beiwerk. Sie sollten aus den beschriebenen Gründen kein Vorbild sein.

Einiges ist im Umgang mit Heimtieren noch im Argen, doch erfreulicherweise hat in den vergangenen Jahren verstärkt ein Umdenken eingesetzt, was die Belange bzw. die Verantwortung für die eigenen Schützlinge angeht. Nur weil wir Fische nicht hören können, heißt das noch lange nicht, dass sie stumm sind, wie das Sprichwort sagt. Im Gegenteil – sie kommunizieren mit Tönen, die wir erst mit einem Unterwassermikrofon vernehmen können. Auch diese Andersartigkeit macht Aquaristik so aufregend: nämlich Antworten zu erhalten auf die Frage, wie andere Lebewesen unser aller Herausforderungen des Daseins meistern – wie Futterbeschaffung, Energieversorgung, Fortpflanzung und Kommunikation.

Aquarienarten

Die folgende Auswahl der Aquarienarten können selbstverständlich nur Anhaltspunkte sein, denn oftmals sind die Grenzen fließend. Beispielsweise kann ein Artaquarium auch ein Natur- und Pflanzenaquarium sein. Vieles hängt letztlich von der Sichtweise und der Kreativität des Pflegers oder der Pflegerin ab. Besonders beim Thema Gesellschaftsaquarium können die Definitionen sehr vielfältig sein.

  • Gesellschaftsaquarium Diese sehr weit gefasste Aquarienform hat im Grunde keine spezielle Thematik in dem Sinne wie z. B. ein Biotopaquarium. Es ist unerheblich, aus welchem Erdteil die Tiere und Pflanzen stammen, Hauptsache ist, sie vertragen die gewählten Umweltbedingungen wie zum Beispiel die Temperatur. Tropische Gesellschaftsaquarien mit einer Wassertemperatur von 22 - 24°C sind recht beliebt und dürften einen sehr großen Teil unter allen Aquarien, besonders bei den Neueinsteigern, ausmachen. Der pH-Wert des Wassers liegt meist nahe 7, und auch die Härtegrade liegen im mittleren Bereich. Unter diesen Bedingungen gibt es eine Vielzahl von Fischen und Wirbellosen, die sich hier wohlfühlen. Auch die gängigsten Wasserpflanzen kommen zurecht und können bei guter Pflege teils prächtig gedeihen.  
  • Natur- bzw. Pflanzenaquarium Diese sehr attraktive und zunehmend beliebte Aquariengestaltung empfinden viele Aquarianer als lebendes Kunstwerk, und so ist es auch gedacht. Besonders die asiatischen Aquarienfreunde präsentieren sich als wahre Meister. Nach diesem Vorbild finden bereits (internationale) Wettbewerbe statt, die immer wieder neue Inspirationen bieten. Ein weiterer Grund für die steigende Beliebtheit dürfte die Erkenntnis sein, dass Wasserpflanzen wichtig für eine gesunde Wasserqualität sind und daher mehr Berücksichtigung in der Aquaristik finden. Einzelne Aquarien werden nach Themen gestaltet, so zum Beispiel "Andächtig dem Klang des Flusses lauschen" oder "Alter Baum", der den Betrachter fast an einen Waldrandausschnitt erinnert. Zentrale Gestaltungselemente sind Wurzeln, Sand und Pflanzen, die zusätzlich nach bestimmten ästhetischen Regeln fantasievoll zusammengestellt werden. Häufig besiedeln kleine Schwarmfische und/oder Garnelen die Szene.  
  • Biotopaquarium Hier wird auszugsweise ein ganzer Lebensraum mit seinen hier lebenden Tieren und Pflanzen nachgebildet. Ein langsam fließender Flusslauf kann zum Beispiel in einem asiatischen Biotopaquarium dargestellt werden. Viele der dort lebenden Fische können aufgrund des hier häufiger vorkommenden Sauerstoffmangels in den teilweise trüben Gewässern atmosphärische Luft an der Wasseroberfläche nutzen. Dazu gehören die Labyrinthfische, deren Name sich auf ihr spezielles Atemsystem bezieht. Zwergfadenfische (Colisa lalia) sind ebenfalls attraktive Mitglieder dieser Familie. Auch viele Garnelenarten sind hier heimisch. Biotopgerechte Pflanzen stammen u.a. aus der Familie der Wasserkelche (Cryptocoryne). Lebendgebärende Zahnkarpfen wie der rotbunte Platy (Xiphophorus) und die beliebten Schwerträger (Xiphophorus) und Guppies ziehen klare und schnell fließende Gewässer, wie sie in Mittelamerika zu finden sind, vor. Sie harmonieren gut mit den überwiegend in Bodennähe lebenden Panzerwelsen ( Corydoras). Auch der Aquariumfisch Nr. 1, der Neonsalmler (Pracheirodon innesi), ist genauso ein  amerikanischer Salmler wie der etwas empfindlichere Blaue Neon (P.simulans). Typische Pflanzen dieser Gegend sind Zwergspeerblätter (Anubias) und Schwertpflanzen (Echinodorus.) Doch gilt natürlich auch hier: je mehr Pflanzenarten desto besser.  
  • Artaquarium Im Gegensatz zu den Biotopaquarien, deren Augenmerk auf dem gesamten Lebensraum liegt, stehen hier die Tiere im Vordergrund. Wobei auch mehrere Arten einer Gattung vertreten sein können. Das Aquarium ist zwar nach ihren Bedürfnissen eingerichtet, doch Pflanzen – sofern vorhanden – müssen nicht aus den gleichen Lebensräumen stammen. Wichtig ist, dass sie mit den Bedingungen der Tiere zurechtkommen und gut wachsen. Diese Aquarienform wird häufig zur Unterbringung von Krebstieren wie Krabben und Krebsen empfohlen. Die meisten Garnelenarten pflanzen sich erst dann erfolgreich fort, wenn keine Fische anwesend sind. Bei den Fischen sind Artaquarien u.a. für Malawi-Buntbarsche (Cichlidae)sinnvoll. Sie benötigen exklusive Wasserbedingungen wie einen höheren pH-Wert und eine erhöhte Wassertemperatur.  
  • Kaltwasseraquarium Kaltwasser bedeutet hier unbeheizt, also eine Temperatur von ca 14 - 21°C, die auch für einige unserer Aquarienfische ausreichend ist. Dies gilt für einige Killifische (Lebendgebärende  Zahnkarpfen), Sonnenbarsche und Fische aus höhergelegenen Regionen in tropischen Gebieten. Auch Goldfischaquarien und Aquarien mit einheimischen kleinen Fischen und anderen Lebewesen wie Schnecken können sehr reizvoll sein und bieten interessante Einblicke in Lebens- und Verhaltensweisen von Teichbewohnern. Unbeheizte Aquarien sind übrigens oft im Zusammenhang mit einem eigenen Gartenteich zu sehen, um junge oder (noch) nicht winterharte Fische gefahrlos zu überwintern.  
  • Goldfischaquarium Diese Karpfenart gehört mit zu den ältesten und beliebtesten Zierfischen überhaupt. Zu den daraus hervorgegangenen Züchtungen zählt der majestätische Koi sowie zahlreiche etwas kleinwüchsigere Zuchtformen, die besser in ein Wohnzimmeraquarium passen. Diese kleineren Goldfischarten benötigen meist auch etwas wärmere Lebensbedingungen um 22 Grad. Die Beliebtheit wird der Karpfenart jedoch auch gelegentlich zum Verhängnis, denn einige der kleineren Zuchtformen sind als sog. Qualzuchten umstritten, sobald zugunsten des Äußeren Lebensfunktionen der Fische beeinträchtigt sind. Erwachsene Goldfische sind aufgrund ihrer Ausmaße von ca. 30 cm besser in einem Gartenteich aufgehoben, für kleinere sollte dennoch 1 m Kantenlänge mindestens eingeplant werden; schließlich sind es auch Schwarmfische, die mindestens zu sechst untergebracht werden müssen. Als Karpfenfische gründeln Goldfische gern, Pflanzen sollten daher gut verankert sein und in Gruppen stehen, um den Fischen genügend Bodenfläche zur Verfügung zu stellen. Goldfische sind ausgesprochen robust und vertragen so einiges, dennoch sollten saubere und großräumige Bedingungen oberstes Ziel sein, um u. a. Krankheitsanfälligkeiten zu minimieren.  
  • Bitterlingsaquarium mit Teichmuscheln Eine besonders spannende Tiergemeinschaft stellen der Europäische Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) und die Teichmuschel (Anodonta cygnea) dar. Der kleine, friedliche Karpfen nutzt die lebende Teichmuschel als Schutz für seinen Laich, ohne dabei dem Weichtier zu schaden. Da sich die Muscheln eingraben, sollte der Bodengrund entsprechend hoch sein. Große Teichmuscheln (bis zu 20cm)  können jedoch nicht lange in Aquarien überleben, da sie ca. 40 Liter pro Stunde filtern müssen, um sich vom Plankton zu ernähren. Kleinere Muscheln stellen in Aquarien jedoch einen hervorragenden biologischen Filter dar. Sie können auch mit feinem Trocken- oder Frostfutter gefüttert werden. Nach einer kühlen Überwinterung (unter 10°C) und üppiger Futteraufnahme kommen die Bitterlinge bald in Paarungsstimmung. Das Weibchen führt dabei mittels einer Legeröhre ihre bis zu 40 Eier in die Muschel ein, wo sie auch befruchtet werden. Im Schutz der harten Muschelschale entwickeln sich die Kleinen, bis sie nach etwa 40 Tagen ihre lebende Kinderstube verlassen.  
  • Der Koiteich Ein Teich mit den majestätischen Koikarpfen ist eine pflegeintenisve und daher ziemlich kostspielige Angelegenheit. Sozusagen im Gegensatz zum ökologischen Gartenteich ein Aquarium für draußen. Wer diesen technischen Aufwand betreiben kann, wird Kois als unkompliziert und sogar recht zutraulich empfinden. Die großen Karpfen sind mittlerweile recht robust gezüchtet, doch letztlich sind ungünstige Pflegebedingungen immer ein Krankheitsrisiko. In einem ökologisch angelegten Gartenteich sorgen viele kleine und große Helferlein wie Schnecken, Insektenlarven und Pflanzen für ein funktionierendes Gleichgewicht, das nur weniger Eingriffe bedarf. Dies kann ein Teich mit Koi kaum sein, denn die bunten Flossenträger sind Allesfresser und vertilgen mit königlichem Appetit alles von der Alge bis zur Schnecke. Und sie benötigen trotz ihres Appetites und der entsprechenden Menge an Ausscheidungen sauberes und klares Wasser. Also ist eine angemessene Filterung und auch eine aktive Durchlüftung zweckmäßig. Die schönen Koi sind ausgesprochen gesellig und können ein hohes Alter erreichen, ihr Teich muss also tief und geräumig sein. Die Ränder sind besser senkrecht, denn die Zutraulichkeit kann so manchem Koi zum Verhängnis werden, nähert sich eine neugierige Katze oder ein hungriger Reiher. Die gilt besonders für Jungfische. Ist ihr Teich tief genug, also mindestens 1,50 Meter, friert er im Winter nicht durch und die Tiere können draußen überwintern. Jüngere Fische haben noch nicht genug Körpermasse, also genug Reserven und sollten in der kalten Jahreszeit in frostfreien Räumen untergebracht sein.

Der Gartenteich

Was in Bezug auf die Überwinterung bei Koi beachtet werden muss, gilt auch für andere Fische, wie z. B. Goldfische. Ist der Teich mit Eis bedeckt, sollte er nicht betreten werden, um die ruhenden Fische durch den Schall nicht unter Stress zu setzen, was zu einem höheren Energiebedarf führt.

Verbringen die Fische den Winter im Teich, muss dieser unbedingt im Herbst von Laub befreit werden, denn der Verrottungsprozess ist sauerstoffzehrend. Der Vorrat unter dem Eis könnte also knapp werden, denn auch ein ruhender Fisch benötigt Sauerstoff. Findet man während der Reinigung im Herbst Frösche im Teich, sollte etwas Laub als Versteckmöglichkeiten für die ebenfalls winterruhenden Amphibien belassen werden.

Technische Anlagen wie Filter müssen ebenfalls winterfest gemacht werden, sprich vom Wasser befreit werden, damit sie nicht einfrieren und das Eis die Rohre sprengt.

Im Frühjahr, je nach Wärmebedarf der Fische im April oder Mai, können die Flossenträger ihr Winterquartier wieder verlassen. Jetzt ist auch die beste Zeit, um Pflanzen neu einzusetzen. Um die Belastung des Wassers und somit den Algenwuchs möglichst gering zu halten, sind beschattete Standorte für Teiche sinnvoll. Aus demselben Grund sollten Wasserpflanzen eingetopft oder auf bestimmte Areale begrenzt in den Teich eingebracht werden. Dazu können kleine Bereiche ummauert werden, wo die Pflanzen ggf. auch mit Steinen beschwert werden können. Auch hier gilt wie im Aquarium: Viele Pflanzen verbessern die Wasserqualität.

Im Gegensatz zu Koi-Teichen sollten ökologische Gartenteiche nicht hoch ummauert werden. Flache Uferzonen und angrenzende Sumpfgebiete oder Bachläufe bieten der umliegenden Fauna attraktive Wasser-  und Nahrungsversorgung, sowie einheimischen Amphibien den rar gewordenen Lebensraum. (Annette Berkelmann)

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